Kategorie: Kammermusik
Seltene - aber sehr überzeugende Besetzung: Violoncello und Schlagwerk. Und das Thema passt auch: SISYPHOS... Schwerarbeit bis zum Umfallen. Inspiriert vom Essay "Mythos des Sisyphos" des Albert Camus wird diese anscheinende Bestrafung in ein Positives transformiert: es gilt, das Absurde des von Mühe und alltäglicher Routine besetzen Menschenlebens zu erkennen, sich auch auf keine Illusionen und falsche Hoffnungen zu verlassen, und schließlich das von Utopien befreite sein im geerdeten “Jetzt“ zu akzeptieren. In seiner Einsicht „Schicksal ist keine Bestrafung. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“ hat Albert Camus die zentrale Frage, „ob das Leben die Mühe, gelebt zu werden, lohnt oder nicht“ für jeden Menschen positiv beantwortet.
Sätze: SISYPHOS for violoncello and percussion
MYTHOLOGICAL POEM – MYTHOLOGISCHES GEDICHT
Part I: UP AND DOWN
Part II: AD ABSURDUM
Part III: DREAMS AND ILLUSIONS
Part IV: THE HAPPINESS OF SISYPHOS
Dauer: 18 Minuten
Notenausgabe: Musikverlag Ries & Erler Berlin , 2025
Besetzung: VIOLONCELLO
Setup des Schlagzeugs:
Marimbaphon (fünf Oktaven)
Vibraphon (drei Oktaven)
Tiefe Pauke D
Gran Cassa (auch mit Fußmaschine)
Tamtam
3 hängende Becken
BooBams (Octobams) F-f1 (entlang des Marimbaphon)
Crotales f3-f6 (ad libitum)
3 Triangeln
Metal Chimes
3-5 woodblocks
Djembe, Toms und/oder Asian Drums
(in einem multipercussion rack, etwa wie „13 drums“)
Diverse Steine, Metallplatten (liegend oder hängend)
Waterphone
Setup einer Ablage auf Stoff: Kleine Becken, Klangschalen, Hölzer, Metallstäbe
Vorwort: Das Mythologische Gedicht SISYPHOS greift in der Besetzung als Duo dieselbe Thematik auf, die schon 2001 in der Sinfonie Nr. 2 SISYPHOS – durchaus im autobiographischen Sinne – aktuell war: Sisyphos war wegen frevlerischer Listigkeit zu ewiger Arbeit verdammt worden war. Inspiriert vom Essay Mythos des Sisyphos des Albert Camus wird in meiner musikalischen Interpretation diese anscheinende Bestrafung in ein Positives transformiert: es gilt, das Absurde des von Mühe und alltäglicher Routine besetzen Menschenlebens zu erkennen, sich auch auf keine Illusionen und falsche Hoffnungen zu verlassen, und schließlich das von Utopien befreite sein im geerdeten “Jetzt“ zu akzeptieren. In seiner Einsicht „Schicksal ist keine Bestrafung. Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“ hat Albert Camus die zentrale Frage, „ob das Leben die Mühe, gelebt zu werden, lohnt oder nicht“ für jeden Menschen positiv beantwortet. In Teil 1 werden Mühe und Qual des Hochstemmens eines Felsens, dann das ewig sich wiederholende Abwärtsfallen in rondoartiger Form erlebbar gemacht. In Teil 2 wird das Camus’sche Absurde selbst zum Thema gemacht, indem repetitive Bewegungsmuster und ‚harte Arbeit der Solisten‘ auf die Spitze getrieben werden. Nach den betörend schönen Träumen und Illusionen des dritten Teils werden die benutzen musikalischen Pattern aus ihrer Negativität befreit und in einen Kontext gestellt, der als Glück und Freude am Energetischen und Kraftvollen aufgefasst werden kann.
Die Klarsichtigkeit des Sisyphos, weshalb ihn die Gottheit zur Qual verdammt hatte, ist genau diese Eigenschaft geworden, die ihm erneut zum Sieg verholfen hatte. In einem bedenkenswerten Lebensmotto von Camus formuliert: „Es gibt kein Schicksal, das durch Verachtung nicht überwunden werden kann“. Mit diesem Mythos haben sich viele auch moderne Denker befasst. Unter anderem auch Günther Grass, der in einem Gespräch „Phantasie als Existenznotwendigkeit“ mit Siegfried Lenz sagte: „Der Stein ist da, ich wälze ihn, ich nehme die Strafe der Götter nicht nur an, ich höhne weiter den Göttern. Ich sage: bitte schön, der Stein gehört zu mir.“
Widmung: Cordially dedicated to Philipp Schupelius & Leon Lorenz…
Uraufführung: 06.04.2025
Uraufführung Interpreten: Philipp Schupelius / Violoncello & Leon Lorenz / Percussion.…
Premiere: 6th of April 2025 in München Bergson Kunstkraftwerk