Kategorie:  Kammermusik , Chor / Vokal , Recordings

Schräg, witzig und im innersten Kern nachdenklich und zeitkritisch: Drei Zyklen für solistisches Männer-Ensemble (oder auch Chor). Mit den Gedichten nach Christian Morgenstern wurde noch Literatur vertont, bei den beiden anderen Zyklen Texte aus der Müllhalde des Alltags: bei den VARIATIONEN ÜBER DIE LIEBE stehen die (heute eher altmodischen) Kontaktanzeigen aus den Zeitungen Pate; bei CHATROOM ist die digitale Kommunikation und der dortige Abkürzungs- und Schnelligkeitswahn auf die Spitze getrieben.

Sätze: SINGPHONIKER mit Werken von Enjott Schneider:
MORGENSTERN-LIEDERBUCH (mit der Deutschen Kammerakademie Neuss, Ltg.: Enjott Schneider)
VARIATIONEN ÜBER DIE LIEBE. KONTAKTANZEIGEN und als Schlußzyklus:
CHATROOM für Männerstimmen & Klavier nach Texten aus dem Chat

Textdichter: ACHTUNG: J U G E N D G E F Ä H R D E N D E T E X T E!!!! Da die Texte von "Chatroom" vom CD-Produzenten als unsittlich und jugendgefährdend eingestuft und trotz längerer Verhandlungen nicht im booklet abgedruckt wurden, sind sie unten bei FOTOS

Vorwort: PRESSE:

KRITIK DER CD IN: THEATER PUR (Dezember 2013)
Spaß mit Trash
von Jörg Loskill
.... schrieb für das Sextett drei Werke, die so ungewöhnlich wie frech, so schräg wie lakonisch sind.Im Morgenstern-Liederbuch (für Stimmen und Orchester) vertont Schneider sieben witzige, groteske, absurde Gedichte des Lyrikers (und späteren Anthroposophen-Mystikers) Christian Morgenstern – eine Erinnerung an einen Schriftsteller, der dadaistische Tendenzen für sich in Anspruch nimmt, aber auch äußerst ernsthaft und weise den banalen Alltag in aphoristischer Kürze spiegelt. Der Bayer besitzt einen völlig unproblematischen Zugang zu dieser besonderen Welt eines Poeten, der scheinbar auf alle Trivialitäten seinen Reim machen kann. Einfach weil er hinhört auf die Pointen des Wortes und des Begriffes und daraus klangliche Funken schlägt. Und dabei noch eine eigene Sprache (er-)findet. Anklänge an die Harmonists-Songs oder auch an die Carmina-Kultur liegen vor. Aber Schneider rückt dieses Liederbuch ganz in die Gegenwart.
In den Variationen über die Liebe setzt er auf klassische Rhythmen und Tänze (beispielsweise auf die italienische Kantilene, auf das Wiener Scherzo oder auf den südamerikanischen Tango).
Im jüngsten Opus „Chatroom“ greift er die Kürze und Anonymität der Cyberworld auf und karikiert ironisch, nie jedoch zynisch, die Verwerfungen bei Anbahnungsgesprächen zwischen Männlein und Weiblein via SMS, Mails oder Chatrooms. Abkürzungsorgien musikalisch übersetzt – hinreißend, wie die Singphoniker diese nur scheinbar vertrackte Aufgabe so schnell wie griffig lösen.
Dreimal zeitgenössische Vokalmusik, die kaum Vergleichbares kennt – und durchaus hohen Ansprüchen an Gesang, Technik und Stimmenbalance gerecht wird. Die Singphoniker machen sich einen Genießer-Spaß aus diesen Trash-Liedern. Denn Schneider verwertet alles, was ihm als Klassik- oder Pop-Müll zwischen die Finger gerät...

Tonträger:  Oehms Classics in Co-Produktion mit Deutschlandfunk OC 878,  2013

Tonträger Interpreten: SINGPHONIKER mit Markus Geitner (Countertenor), Daniel Schreiber und Henning Jensen (Tenor), Michael Mantaj (Bariton), Christian Schmidt (Bass), Berno Scharpf (Klavier) und der DEUTSCHE KAMMERAKADEMIE NEUSS, Ltg.: Enjott Schneider

...eine (bereits mit dem MORGENSTERN-LIEDERBUCH) freche und auch zeitkritische CD: Vor allem der letzte (original aus dem Chat entnommene) Satz des CHATROOM bringt es auf den Punkt: DAS LEBEN IST SCHEISSE, ABER DIE GRAFIK IST GEIL! - besser kann man den Zustand unserer Gesellschaft nicht konstatieren, wo Design und Grafik und Fassade alles ist.... das Innere, das Geistige, der Inhalt kaum mehr zählt.