Kategorie: Orgel / Sacred Music
Sätze: 1: BASILICA ROMANA – CAELUM NOVUM
2: DAEMONION
3: BERCEUSE „SALVE REGINA“
4: TOCCATA OCTOGONALE
Dauer: 25
Notenausgabe: Schott Music , ED 22289 , 2015
Besetzung: Große Orgel mit mindestens 3 Manualen
Soloinstrumente: Orgel
Vorwort: Die Orgelsinfonie Nr. 14 versucht die Atmosphäre und die Gestaltungsprinzipien des Speyerer Kaiserdomes in Musik zu fassen. Die Grundsteinlegung erfolgte um 1030 durch den Salier Konrad II. Seitdem wuchs der Dom, wurde zur Grabstätte vieler Herrscher und dadurch zum Symbol mittelalterlichen Kaisertums. Er ist dem heiligen Stephanus und der Gottesmutter Maria, der „Patrona Spirensis“ geweiht, und hat die Stellung einer päpstlichen Basilika.
Kompositionstechnisch werden Merkmale des „romanischen Baustils“ aufgegriffen: die „Addition“ von Elementen, deren „Gruppierung“, die „Durchdringung“, ebenso das Klima des Wuchtigen, Massiven und Burgartigen. Die romanische Grundidee des „Rundbogens“ spiegelt sich in der Bevorzugung triolischer Bewegung und des „krummen“ Dreiertaktes. Die Orgelsinfonie steht in den Ecksätzen auf dem Grundton G, - in Analogie zu den vier größten und ältesten Glocken im westlichen Glockenturm mit den Tönen g°, b°, des’ und f’.
Satz 1: BASILICA ROMANA – CAELUM NOVUM idealisiert den Typus der romanischen dreischiffigen Basilika, welche mit ihren hohen Gewölben himmlische Dimensionen evozierte und so auf die himmlische Stadt der Apokalypse, auf das „neue Jerusalem“ verweisen wollte. In den Proportionen 1:1, 1:2, 2:3 oder 3:4 übernahmen die romanischen Baumeister die kosmischen Baugesetze. So stehen Höhe und Breite der Kirchenschiffe gerne im Verhältnis 1:2. Grundrisse orientierten sich z.B. an den Proportionen des salomonischen Tempels (nach dem 1. Buch der Könige, Kap.6) der mit 20 zu 30 Ellen ein 2:3-Verhältnis ausdrückte. Da in der romanischen Basilika die Längen von Hauptschiff gegenüber den beiden Seitenschiffen gerne in einem Quintverhältnis 2:3 stehen, ist der Kopfsatz in einer Form A-B-A’ gebaut, die in ihren Taktzahlen pro Formteil genau diese Relation wiederspiegeln.
Satz 2: DAEMONION mit seinen bizarren Modulationen und grellen Wendungen bezieht sich auf das Westwerk der Basilika, wo in der Romanik traditionell Dämonen, Teufel und sonderbare Gestalten beheimatet sind. Der Osten ist der geistliche Teil der aufgehenden Sonne. Der Westen ist der Weg zum Dunklen. Erzengel Michael ist der Hüter des Westteiles wo meist auch Drachen und Skulpuren mit Fratzen oder tierischen Attributen (in den Bestiarien) zu finden sind. Im Speyerer Dom am Hauptportal z.B. die Dämonen von Gottfried Renn.
Satz 3: BERCEUSE “SALVE REGINA“ bezieht sich auf die Patronin Maria. Das „Salve Regina“ („Gegrüßet seist Du, Maria“) ist nach heutiger Forschung am ehesten Hermann Contractus zuzuschreiben. Der Legende nach soll der Heilige Bernhard von Clairvaux im Dom zu Speyer die Zeile „O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria“ (O milde, gütige, süße Jungfrau Maria) hinzugedichtet haben, - wobei er in drei großen Sprüngen sich zum Altar wandte: zur Erinnerung daran wurden in den Fußboden drei steinerne Rosen eingelassen“. – Die Vertonung des SALVE REGINA ist ein Wiegenlied auf triolischer Basis und verwendet im Mittelteil farbenreich chromatische Harmonik. Sie verweist mit seinem poetischen weiblichen Gestus auf die Marienliebe des 11. Jahrhunderts, die bekanntlich zeitgleich mit der „Frauenliebe“ der Troubadours und der höfischen Minne sich verbreitete. Melodiefragmente nach der vielgesungenen Version des belgischen Barockkomponisten Henri Dumont (1610-1684).
Satz 4: TOCCATA OCTOGONALE greift zahlensymbolisch die bedeutsame Zahl „Acht“ der Romanik auf: In der Vierung der Architektur, in den vier Türmen, in der Grundform des Oktaeders wird der 8 als Zahl der Vollendung Reverenz erwiesen. Mit dem 2mal2mal2 entsteht mathematisch die erste Körpergestalt. Theologisch wird die 8 als Überschreitung der sieben Schöpfungstage immer als Eintritt in die himmlische Existenz gesehen. Es entstand aus der Addition und variativen Gruppierung von Bausteinen eine wuchtige Toccata aus quaderförmigen Elementen, die an den Kopfsatz anknüpfend nochmals die Wucht und himmlische Dimension der romanischen Basilika zum Ausdruck bringt.
Widmung: Herzlich Markus Eichenlaub gewidmet, dem Organisten der weltweit größten romanischen Kathedrale, dem Speyerer Kaiser- und Mariendom
Uraufführung: 10.10.2015, Speyer Kaiser-Dom
Uraufführung Interpreten: Domorganist Markus Eichenlaub
Uraufführung Presseberichte: -------------------- Achtung: Die nachstehenden kurzen Audiosnaps von Satz 1+2 sind nur Doku-Aufnahmen, die mit Handy-recording gemacht wurden.