Kategorie:  Kammermusik , Symphonie / Orchester

Sätze: 1: Preludio
2: Estatico
3: Saltarello

Dauer: 21 Minuten

Notenausgabe: Schott Music Mainz , 2011

Besetzung: Flöte (auch Piccolo)
Oboe
Klarinette (B)
Fagott
2 Schlagzeuger
1./2./3. Viola (solistisch oder orchestral)
1./2./3. Violoncello (solistisch oder orchestral)
Kontrabass (solistisch oder orchestral)
Solo-Klavier

Soloinstrumente: Klavier

Vorwort: Neidhart von Reuenthal (etwa 1180-1240) war der "bunte Hund" des Mittelalters und erfolgreichster Musiker des Minnegesangs. Er griff mit freizügigen Texten und schwungvollen Melodien das damalige Wertesystem an: seine grobianische "Dörperdichtung" (Dörper = Dörfler, Bauer) war bewusst naiv und allgemeinverständlich an die breite Bevölkerung, nicht mehr nur an den Adel gerichtet. Er karikierte die "hohe Minne" der Höfe und begründete mit seiner "höfischen Dorfpoesie" (Karl Lachmann) eine neue Spielart des Minnegesangs. Walther von der Vogelweide schimpfte ihn deshalb "einen quakenden Frosch mit lautem Geschrei".
Das Gewimmel der Tanzstuben und die angriffslustige Präsenz von Bauernlümmeln konnte jederzeit in eine ekstatische Körperlichkeit ausarten, die den Dichter - wie in der Manessischen Handschrift (Codex Manesse um 1300) bebildert - alptraumartig bedrängten: Neidhardt's Nightmare ("Nightmare" als ein aus Horrorfilmen bekannte Alptraum-Situation).

Widmung: Siegfried Mauser in Freundschaft gewidmet

Uraufführung:  02.12.2009, Großer Konzertsaal Musikhochschule München Arcisstrasse 12

Uraufführung Interpreten: Siegfried Mauser (Klavier) und das
ENSEMBLE OKTOPUS FÜR MUSIK DER MODERNE
Ltg.: Konstantia Gourzi

Uraufführung Presseberichte: Süddeutsche Zeitung vom 16.2.2009 (Helmut Mauró):
Im Grunde passiert es gar nicht so selten, daß man an zeitgenössischer Musik seinen Spaß haben kann. Ob man dabei als unintellektuell gilt oder als noch profunderer Kenner der Moderne? Fest steht, dass der Münchner Komponist Enjott Schneider im Großen Saal der Musikhochschule wieder einmal viel Spaß gemacht hat mit seinem neuen Stück, einem anständig dreisätzigen Klavierkonzert mit ganz unanständig sinnlicher Textur, eingebettet in ein Orchester aus drei Kontrabässen, Oboe, Fagott, Streichersextett, einer respektablen Paukenbatterie und einer zweiten nicht minder üppigen Schlagzeugstation.
'Neidharts Nightmare' nennt Enjott Schneider sein Stück, und es ist ein musikalisch-frivoler Albtraum, inspiriert von dem relativ unbekannten Minnesänger Neidhart, der die niedere Minne pflegte, die Liebes- und Sexballaden fürs Dorfvolk. Er sei eher einfach gestrickt, sagt der 58-jährige Erfolgskomponist, er brauche einen konkreten Grund zum Komponieren und auch Bilder vor Augen. Im wahren Komponistenleben aber ist Enjott Schneider ein höchst kompliziert gestrickter Geist, der allerdings fast alles so zielstrebig auf den Punkt bringt, dass es einfach wirkt. Aber so einen Mittelalter-Sound mit tiefen Streichern und grummelnden Trommeln plus Oboe-Fagott-Kopplung muss man erst einmal sauber hinbekommen, damit es sich nicht nach Werkstattgeräusch anhört oder nach experimenteller Musik.
'Neidharts Nightmare' ist eine große Eulenspiegelei, und Hochschuldirektor Siegfried Mauser hatte sichtlich Vergnügen in seinem Solopart, wühlte wollüstig in den Bässen und klimperte im Diskant, als gäbe es Geld dafür.

Tonträger:  Janotta arts management,  2010

Tonträger Interpreten: Über das artsmanagement ist eine Info-Broschüre mit CD-Mitschnitt der Uraufführung anforderbar (private Produktion)