Kategorie:  Kammermusik , Chor / Vokal

LUNEA-WALZER für Chor und Solovioline
…und brausend verschlingt sie das Wonnemeer
Nach der Tanzszene aus „Faust - Ein Gedicht“ (1836) von Nikolaus Lenau (1802-1850)
„…der Teufelsgeigerin Franziska Hölscher herzlich gewidmet!“
Nicht Goethes „Faust“ ist hier der Ausgangspunkt, sondern „Faust – Ein Gedicht“ (1836) des tiefromantischen Poeten Nikolaus Lenau (1802-1850). - Die Szene mit dem Tanz in der Dorfschenke wurde vor allem durch Franz Liszt bekannt, der dazu seinen legendär gewordenen „Mephisto-Walzer“ komponierte. Dieser liegt motivisch dem Lunea-Walzer vor allem in der virtuosen Solovioline zugrunde.

Dauer: 13 Minuten

Notenausgabe: Ries & Erler Musikverlag Berlin , 2022

Besetzung: Gemischter Chor Sopran / Mezzosopran / Alt / Tenor / Bariton / Bass sowie „Rustikales Schlagzeug“ wie Holzstöcke, Besen, Messer/Gabel, Krüge usw. (wird von Chormitgliedern gespielt und choreographisch aufgeteilt, um an einigen Stellen den derben Charakter der Dorfschenke zu illustrieren).

Textdichter: „Faust - Ein Gedicht“ (1836) von Nikolaus Lenau (1802-1850)

Vorwort: Auftragswerk des Süddeutschen Kammerchors zu einem „Faust-Projekt“. Nicht Goethes „Faust“ ist hier der Ausgangspunkt, sondern „Faust – Ein Gedicht“ (1836) des tiefromantischen Poeten Nikolaus Lenau (1802-1850), der so tragisch jung in einer Irrenanstalt schließlich verstarb. „Lunea“ ist ein Anagramm des Dichternamens, das auf den Aspekt „Luna“ als mondsüchtig und ‚launisch‘ verweist. - Die Szene mit dem Tanz in der Dorfschenke wurde vor allem durch Franz Liszt bekannt, der dazu seinen legendär gewordenen „Mephisto-Walzer“ komponierte. Dieser liegt motivisch dem Lunea-Walzer vor allem in der virtuosen Solovioline zugrunde. Die halsbrecherische Virtuosität des Lisztschen Originals wurde sozusagen vom Klavier in die Violine transferiert. – In der Dorfschenkenszene fordert Mephistopheles den jungen Faust auf, die Erotik des ausgelassenen Tanzes zu erleben. Mephisto nimmt dabei einem Dorfgeiger das Instrument aus der Hand, um selbst mit einer wilden Teufelsmusik die Stimmung aufzustacheln, - zur wüsten Orgie mit kollektiver sinnlicher Verwirrung!

Widmung: „…der Teufelsgeigerin Franziska Hölscher herzlich gewidmet!“

Anmerkungen: Die Textauswahl:

Mephistopheles:
Da drinnen geht es lustig zu;
Da sind wir auch dabei, Juchhu!
Faust:
Ich weiß nicht, wie mir da geschieht,
Wie mich’s an allen Sinnen zieht.
So kochte niemals noch mein Blut,
Mir ist ganz wunderlich zumut.
Mephistopheles:
Dein heißes Auge blitzt es klar:
Es ist der Lüste tolle Schar,
Fang Dir eine zum Tanz heraus,
Und stürze keck dich ins Gebraus!
Faust:
Die mit den schwarzen Augen dort
Reißt mir die ganze Seele fort.
Ihr Aug‘ mit lockender Gewalt
Ein Abgrund tiefer Wonne strahlt.
Wie diese roten Wangen glühn,
Ein volles, frisches Leben sprühn!
s’muß unermeßlich süße Lust sein,
an diese Lippen sich zu schließen…
Ich werde rasend, ich verschmachte,
Wenn länger ich das Weib betrachte;
Und doch versagt mir der Entschluß,
Sie anzugehn mit meinem Gruß.
Mephistopheles:
Ein wunderlich Geschlecht fürwahr,
Die Brut vom ersten Sünderpaar!
Der mit der Höll‘ es hat gewagt,
Vor einem Weiblein jetzt verzagt….
Ihr lieben Leutchen, euer Bogen
Ist viel zu schläfrig noch gezogen!
Nach eurem Walzer mag sich drehen
Die sieche Lust auf lahmen Zehen,
Doch Jugend nicht voll Blut und Brand.
Reicht eine Geige mir zur Hand,
‚s wird geben gleich ein anderes Klingen,
und in der Schenk‘ ein andres Springen!
-
Der Spielmann dem Jäger die Fiedel reicht,
Der Jäger die Fiedel gewaltig streicht.
Bald wogen und schwinden die scherzenden Töne
Wie selig hinsterbendes Lustgestöhne,
Wie süßes Geplauder, so heimlich und sicher,
in schwülen Nächten verliebtes Gekicher.
Das Mädchen erschrickt, sie ruft nach Hilfe,
Der Bursche, der feurige, springt aus dem Schilfe.
Da hassen sich, fassen sich mächtige Klänge,
und kämpfen verschlungen im wirren Gedränge.
Wie närrisch die Geiger des Dorfs sich gebärden!
Sie werfen ja sämtlich die Fiedel zur Erden.
Der zauberergriffene Wirbel bewegt,
was irgend die Schenke Lebendiges hegt.
-
Und leiser und leiser die Geige verhallt.
Die schwindenden Töne durchsäuseln die Bäume,
wie Liebesträume.
Vor allem aber der selige Faust
Mit seiner Brünette den Tanz hinbraust!
Je heißer die Lust der Trunkenen schwellt,
als wäre der Sänger vom Teufel bestellt.
Da zieht sie nieder die Sehnsucht schwer,
und brausend verschlingt sie das Wonnemeer.

Uraufführung:  08.07.2022, Kammermusiktage Mettlach

Uraufführung Interpreten: Uraufführung mit Franziska Hölscher (Violine) und dem Süddeutschen Kammerchor, Leitung. Gerhard Jenemann, in einer Ringaufführung: 8.7.2022 Kammermusiktage Mettlach, 9.7. Polling (Starnberger See), 10.7. München (Allerheiligen-Hofkirche), 11.7. Augsburg (Goldener Saal)