Kategorie:  Chor / Vokal , Orgel / Sacred Music , Oper / Musiktheater

Sätze: PROLOG
Nr. 1 Prolog

ERSTES BILD: DIE SCHÖPFUNG
Nr. 2 Choral und der junge Krabat
Nr. 3 Rezitation und Tanz der Fische
Nr. 4 Krabats Tanz (Solo)
Nr. 5 Rezitation „Smjala“
Nr. 6 1. Tanz der Begierde (Furiant)
Nr. 7 2. Tanz der Begierde (Walzer)

ZWEITES BILD: DER GARTEN EDEN
Nr. 8 Choral
Nr. 9 Rezitation „bachaufwärts“
Nr.10 3. Tanz der Begierde (Polka)
Nr.11 Traumszene

DRITTES BILD: DER SÜNDENFALL
Nr. 12 Choral „Die Schlange“
Nr. 13 Chorus und Trance Dance

VIERTES BILD : WOLFS GESETZ
Nr. 14 Chorus « Kain und Abel »
Nr. 15 Tanz der Wölfe und Rezitation
Nr. 16 Hexenbrennen

Dauer: 90 Min.

Besetzung: Orchester:

2 Flöten (Piccolo)
1 Oboe (Schalmei)
2 Klarinetten (Dudelsack)
1 Trompete
1 Posaune (T/B)
2 Hörner
1 Pauke/Perc.
1 Schlagzeuger

Streicher: 5-4-3-2-1
(jeder auch Bumbass, Cello auch Trumscheit)
oder 4 sorb. Kleine Violinen / 4 sorb. Große Violinen (DAE)


Chor:
6-4-6-5

Ballett:

6 Soli (3m/3w) und Truppe 18

Zuspielung über zwei CD-Spieler
Alle auch verstärkt

Textdichter: Jurij Brezan

Vorwort: Ausgewählte Textstellen des beruehmten DDR-Dichters Jurij Brezan werden in sorbischer und deutscher Sprache über Tonzuspielung hoerbar gemacht.

Anmerkungen: DER TEXT;

I. B I L D


Die Schöpfung



Der Cluster-Teppich des Vorspiels geht über in den Choral Nr.1, ein einstimmiger gregorianischer Gesang :

1. Choral
C h o r

Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.
Die Erde aber war wüst und leer. Finsternis lag über dem Abgrund,
und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.
Da sprach Gott: “Es werde Licht!“ Und es ward Licht.
aus DIE BIBEL**: Das Buch Genesis: Erster Schöpfungsbericht, 1 / 1, 2, 3


Mit dem Beginn des Chorals geht der Haufen in rhythmische Bewegungen über und die „himmlischen Heerscharen“ gehen auf den Brückenprospekt und nehmen darin Aufstellung, man sieht einen Spot, der zunächst klein und unbedeutend aus dem Brückenprospekt heraus zu leuchten beginnt, nach und nach stärker wird und mit dem Text „Und es ward Licht“ schlagartig blendend in das Publikum strahlt, gleichzeitig fällt der Haufen auseinander!

Der Blitz des Urknalls ist kurz, danach steht wieder das fahle Licht und man sieht im harten Spot in der Mitte des Haufens ein sitzendes Kind (KRABAT), das auf einer Rohrflöte spielt. . .

Die Musik geht nach der großen Steigerung des Chorals in eine Flötenmelodie über, die leitmotivisch KRABAT durch das Stück begleitet !

Das Kind – im Spot weiter auf der Rohrflöte spielend – geht auf die Vorbühne und sich setzt. Vom „Haufen“ sind inzwischen nur die auf der Szene geblieben, die anschließend die Fische spielen, alle übrigen gehen ab.

Da erscheint JAKUB KUSCHK auf einem Fahrrad! Freudig läuft ihm das Kind entgegen und begrüßt den Müller! JAKUB KUSCHK umarmt den Jungen, setzt ihn auf sein Fahrrad und fährt mit ihm davon und man hört die 2. Rezitation:


2. Rezitation aus KRABAT*, 1. Kapitel, Seite 10:

Am Anfang war, was niemand denken kann . . .
Der HERR selbst und seine Heerscharen hatten den Himmel bezogen, aber alles übrige stand und lag herum auf einem großen Haufen, und niemand wußte, was damit anfangen.
Der HERR aber war müde von der vielen Arbeit und legte sich ein bisschen hin.


Die Musik geht über in eine einfache heitere Tanzform, konvulsivisch-zuckend streifen die schwarzen Kreaturen ihre Umhänge ab und sind nun als Fische zu erkennen, die immer ausgelassener tanzen, Schnaps trinken und pantomimisch lärmen, raufen und singen . . .

zu 2. Rezitation: Als er aufwachte, war da ein Heidenspektakel, irgend jemand hatte die Fische in den Schnaps geschmissen, sie waren betrunken und sangen unanständige Lieder. . .

Die Musik schwillt an und es beginnt ein wilder, urtümlich - orgiastischer Tanz:

2. Tanz der Fische

Lied-Vorschlag 1: DAS LAUBRECHEN
„Hankes Burschen gingen aus um Laub zu rechen“ aus Smoler-Liedsammlung, Seite 221


Das Licht pulsiert in Disco-Art und lässt die Szene gespenstisch erscheinen.

Auf dem Kulminationspunkt des Tanzes setzen die himmlischen Heerscharen ein mit einer gewaltigen Reminiszenz der Musik des ersten Chorals „Im Anfang schuf Gott . . .“, aber nun um ein mehrfaches langsamer, als das Metrum des weiterlaufenden Tanzes.
Zunächst fast unmerklich erklingt nach und nach mächtiger das Leitmotiv KRABATs und unterstützt die Kulmination des Tanzes.

zu 2. Rezitation: Der HERR donnerte: „Ruhe!“, und da verloren die Fische ihre Sprache für immer.

KRABAT erscheint, nun erwachsen, mit seinem Zauber/- Wanderstab in der Hand, mit einem gewaltigen Blitz- und Donnerschlag vertreibt er zürnend die betrunkenen Fische . . .

Jäh bricht die Musik ab und ist wieder clusterhaft flächig!

Das Licht wird fahl, nur ein großräumiger Spot bleibt auf KRABAT, quasi suchend erkundet KRABAT seine Umgebung und es beginnt:



3. Krabat `s Tanz
S o l o

Lied-Vorschlag 2: VERGEBLICHE FLAUSEN
„Eilf schlug es, als hin zu dem Mädchen ich ging“ aus Smoler-Liedsammlung, Seite 55


Der Tanz ist zunächst recht langsam im Tempo di menuetto und steigert sich dann poco a poco . . .







KRABAT durchstreift erkundend er die Gegend und freut sich seiner Jugend und Kraft, er entdeckt den Tonklumpen (auf der Vorbühne) und legt seinen Zauber- / Wanderstab ab, zunehmend interessiert untersucht er ihn, nach und nach entfernt er die äußere erdige Hülle und findet im Innern eine weiße Mädchenfigur (Plastik).

Die Musik geht aus KRABAT´s Tanz wieder in das Flöten-Leitmotiv über. Plötzlich erklingt dazu die Melodie eines Solo-Cellos (Leitmotiv SMJALAs), nach und nach formiert sich eine Art Duett der beiden Solo-Instrumente und man hört die 3. Rezitation:



Szene aus KRABAT*, 2. Kapitel, Seite 47:
Er bückte sich und hob seinen Stab auf, am Stab hing ein Klümpchen Erde. Er streifte es ab, und das Klümpchen blieb an seiner Hand haften. Gedankenlos begann er es zu kneten, bis er spürte, wie es geschmeidig wurde, formbar, lebendig.


3. Rezitation aus KRABAT*, 2. Kapitel, Seite 47:

Immer noch unbewusst seiner Absicht, knetete und presste er nun die lebendige Materie mit malmenden, würgenden Fingern, presste und rollte sie im Handteller, und dann – als ob ein Blitz sie erhellte – erkannte er seine Absicht, und der kalte, ihn fast zerreißende Haß hetzte ihn zur Tat. Er zitterte vor Gier, dem Klümpchen Ton in seiner Hand eine menschliche Gestalt zu geben, ein walzenförmiges, klobiges Etwas, zwei Beine, zwei Hände, ein kugeliger Schädel . . .

Wie zufällig fällt der Spot KRABATs auf die Figur eines Mädchens (weißes Kleid und hellblonde Haare), welches am Rande der Szene steht und schon geraume Zeit KRABAT beobachtet, KRABAT ist erschreckt und entzückt zugleich, da er eine große Ähnlichkeit der Figur in seiner Hand mit dem Mädchen zu erkennen glaubt, langsam gehen beide aufeinander zu und beginnen zu tanzen, KRABAT entdeckt, dass das Mädchen aus Fleisch und Blut viel attraktiver und anziehender ist als die Ton-Figur, KRABAT steckt die Plastik in seine Gewandtasche und beginnt mit dem Mädchen zu tanzen, am Schluss trennen sich beide und verlassen nach links und rechts im Spot die Szene. . .


4. Erster Tanz der Begierde
Pas de deux

Während KRABAT im Spot-Light mit dem 1. Mädchen (SMJALA) tanzt, werden auf den dunklen hinteren (linken) Teil der Bühne ein stilisiertes kleines Häuschen aus Schilf und eine Bank aus Birkenholz gestellt.
Die Bühne verwandelt sich nach dem Abgang in eine romantisch-heitere Waldlichtung, das Licht geht über in eine helle Sommertag-Stimmung, auf der Bank sitzt ein 2. Mädchen (SMJALA) mit leuchtenden roten Haaren . . .



4. Rezitation aus KRABAT*, 2. Kapitel, Seite 31:

Als die Sonne unterging, geriet er (KRABAT) auf eine Lichtung, eine Hütte stand dort mitten in einem Urwald von Blumen aller Art, und vor der Hütte saß auf einem Birkenbänkchen ein Mädchen und kämmte sein Haar, das Haar lohte wie die Abendsonne.

Das Mädchen sang das Lied von der Lorelei, und wie der Fischer in seinem Kahn, so trieb Krabat durch das Blumenmeer auf sie zu, ertrank nicht im Rheinstrom, sondern in der Flut ihrer Haare und dem Tausendblumenduft ihrer Haut.

Die Musik spielt das Lied von der Lorelei(?) (Leitmotiv) und geht – nachdem das Mädchen KRABAT bemerkt hat – in einen temperamentvollen Tanz über.

KRABAT kommt auf die Szene, entdeckt das Mädchen und nähert sich ihr so, dass sie ihn nicht sehen kann, er hält ihr von hinten die Augen zu, sie erschrickt, steht auf und will davon laufen, KRABAT hält sie fest, nimmt dem Mädchen die Stickerei aus der Hand und versucht sie zu beruhigen, nach und nach fasst sie Vertrauen und beginnt mit ihm einen erotisch-feurigen Pas de deux


5. Zweiter Tanz der Begierde
Pas de deux


Lied-Vorschlag 3: Heinrich Heine: LIED VON DER LORELEI
„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ (als Persiflage)

Am Ende des Tanzes trägt KRABAT das Mädchen zur Birkenbank und man hört :

zu 4. Rezitation – eingeschoben (nicht aus KRABAT)

„Wie heißt du?“, fragte er. „Smjala“, antwortete das Mädchen. „Smjala“, wiederholte KRABAT gedankenverloren. „Ja, Smjala“, sagte sie. „Du ver- lässt mich, und wirst mich immer suchen!“

KRABAT verabschiedet sich von dem (nicht traurigen) Mädchen, zum Dank für die schöne Begegnung schenkt sie ihm den reich bestickten Gürtel, KRABAT bindet den Gürtel um und wandert weiter (verlässt die Szene).

Die Musik nimmt ab hier zunehmend thematisches Material aus dem Lied-Vorschlag 4 aufl











II. B I L D

Der Garten Eden

6. Choral
Chor

Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde,
nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie.
Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret
euch und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan!“
Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
aus DIE BIBEL**: Das Buch Genesis: Erster Schöpfungsbericht: I/27,28,31


Während des Chorals verwandelt sich die Szene: das Häuschen und die Bank werden abgeräumt, ein Apfelbaum und Sträucher werden auf die Szene gestellt.
SMJALA (3. Mädchen) kommt auf die Szene. . .

Anmerkung:
Der Apfelbaum ist so gestaltet, dass seine Rückseite gleichzeitig die große Holz- Stoß-Pyramide für das IV. Bild HEXENBRENNEN darstellt und die Schlange bereits im / hinter dem Baum verborgen ist.

5. Rezitation aus KRABAT*, 2. Kapitel, Seite 30:

Eines Morgens . . . zog er (KRABAT) bachaufwärts bis in die Waldhügel im Süden, die von weitem wie Berge erschienen. Dort traf er, schon tief im Wald, ein Mädchen, das Beeren sammelte.

Ein dicker schwarzer Zopf baumelte ihr über die Schulter nach vorn, als sie sich bückte; ihre Hüften erschienen rund und fest, und ihre dunklen Augen wurden noch dunkler, als Krabat nach ihren Beeren griff. . .

Szene aus KRABAT*, 2. Kapitel, Seite 30:

Die Beeren waren süß und schwer wie Tokaier Wein, und Krabat wurde davon so taumelig und wirr, daß er den Pfad nicht mehr fand und sich verirrte.

Das 3. Mädchen (mit schwarzen Haaren, in einem reizenden Sommerkleid) pflückt Beeren und bemerkt KRABAT schon von weitem, ängstlich versucht sie sich zu verstecken, dabei vergisst sie ihr Beerenkörbchen mitzunehmen, KRABAT kommt näher, sieht das Beerenkörbchen und findet SMJALA hinter dem Strauch, entzückt von ihrer Schönheit beginnt er – zunächst langsam – mit ihr zu tanzen . . .








7. Dritter Tanz der Begierde
(Pas de deux)

Lied-Vorschlag  4: ERKALTETE LIEBE
„Als ich des Morgens ging nach Haus“


Die Musik wird am Schluss des Tanzes ruhig und gelöst, das Paar schläft in inniger Umarmung neben dem Apfelbaum ein. Auf das Nachspiel der Musik hört man den Text:

6. Rezitation aus KRABAT*, 3. Kapitel, Seite 59:

Als ich Anna (3.Mädchen/SMJALA) liebte, dachte ich, ich wüsste das Licht. Wir lagen im Ried, ihre Küsse waren der Mond, meine Hände auf ihren Brüsten die Sonne. Ich fällte eine Tanne und schreinerte das Bett für uns, für den Mond und die Sonne und eine Sonnensonne vielleicht. Ich spielte auf einem Grashalm zwischen den Daumen das Sonnensonnenlied für sie, kein Mädchen war schöner, ich bemalte das Brautbett, rot und blau, und die Myrte blühte weiß. Die Linde blühte noch nicht.

SMJALA und KRABAT schlafen ein. Die Musik geht über in die Nummer


8. Traumszene

Aus dem Wald kommt WOLF REISSENBERG (in Wolfsmaske) mit seinen Brüdern (Wölfe) sie entdecken das schlafende Paar, gierig tanzen sie um die Schlafenden herum, sie versuchen SMJALA zu entführen, SMJALA wird (scheinbar) wach und wehrt sich.

Durch den Lärm (scheinbar) geweckt, versucht KRABAT SMJALA zu helfen, während sich REISSENBERGs Brüder mit SMJALA beschäftigen, bedroht KRABAT den WOLF REISSENBERG mit einem Messer und sticht mehrfach auf diesen ein, obwohl KRABAT REISSENBERG tödlich verletzt haben müsste, lacht ihn dieser nur aus – er ist unsterblich!

Lachend verschwinden REISSENBERG und seine Brüder und KRABAT befindet sich mit SMJALA wieder unter dem Baum, KRABAT erwacht (schweißgebadet) nun wirklich und sieht, dass alles nur ein Traum war, er schläft wieder ein. . .

Die Musik geht über in den Chorus Nr.9:

Die Schlange wird aus dem Baum heraus sichtbar.










III. B I L D


Der Sündenfall


9. Chorus


Die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes.
Sie sprach zu dem Weibe:
„Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft nicht von allen Bäumen des Gartens essen?“
Das Weib antwortete der Schlange: „Von den Früchten der Bäume des Gartens dürfen wir essen. Nur von den Früchten des Baumes, der mitten im Garten steht, hat Gott gesagt:
Ihr sollt nicht davon essen und nicht daran rühren, damit ihr nicht sterbet.“
aus DIE BIBEL**: Das Buch Genesis: Der Sündenfall: 3 / 1, 2, 3


Während des Chorus verlassen die „himmlischen Heerscharen“ (Chor) das Brückenprospekt und gehen nach und nach auf die Szene zum Apfelbaum und hängen Äpfel an die Äste, man hört ein Trompetenmotiv, damit erscheint JAKUB KUSCHK auf der Szene.

Von dem Trompetenmotiv erwachen SMJALA und KRABAT, KRABAT sieht die Äpfel und . . .

Szene aus KRABAT*, 8. Kapitel, Seite 174:
Krabat griff nach einem Apfel . . .

7. Rezitation:

„Nicht so hastig!“ sagte der Trompeter. „Da hat schon einmal einer schneller zugebissen, als er nachgedacht hat. Damals übrigens hing da eine Schlange im Baum, die versprach: Pflücke die Frucht, und du wirst Gott sein. Heute sitze ich hier und warne: Wenn du sie pflückst, musst du erwerben, was du schon hast.

Szene:

Gemeint ist freilich das gleiche, der ganze Unterschied besteht darin, dass sie versprach und ich warne. Die Schlange allerdings gibt ´s hier auch.“






Chorus
Weiterführung von Nr.9

Darauf sprach die Schlange zu dem Weibe:
„Keineswegs, ihr werdet nicht sterben. Vielmehr weiß Gott, dass an dem Tage, da ihr davon esset, euch die Augen aufgehen und ihr sein werdet wie Götter, die Gutes und Böses erkennen.“
aus GENESIS I./3./1: Der Sündenfall


Mit dem Chorus locken die „himmlischen Heerscharen“ junge Leute (Ballett) auf die Szene zum Apfelbaum (alle ähnlich gekleidet wie SMJALA und KRABAT), diese betrachten neugierig den Baum und wollen von den Früchten essen, die Schlange, die (die Äpfel mit ihrem Gift präpariert hat), verteilt diese – auch an KRABAT und SMJALA, SMJALA beißt in den Apfel, entdeckt einen Wurm und wirft den Apfel weg, alle anderen essen die Äpfel weiter und geraten zunehmend in einen trance-ähnlichen, aufgeputschten Zustand!

Die „himmlischen Heerscharen“ gehen zurück in das Brückenprospekt und beobachten erheitert die Szene . . .

Es beginnt ein wilder Tanz (modern art)


10. Speed-Dance

Die jungen Leute tanzen bis zur totalen Erschöpfung, am Schluss tanzen alle – bis auf KRABAT und SMJALA – ab, KRABAT und SMJALA tanzen noch einige Takte alleine, fallen sich erschöpft in die Arme und man hört:


8. Rezitation:

Er (KRABAT) sah zu ihr und dachte, wenn dieses angenehme Gefühl, das ich jetzt im Bauch – und beinahe überall – habe, Glück ist, dann brauchen wir nicht länger danach zu suchen.



B L A C K










IV. B I L D


Wolfs Gesetz



11. Chorus
C h o r

Da sagte Gott zu Kain: „Wo ist dein Bruder Abel?“
Er antwortete: „Ich weiß es nicht.
Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“
Darauf sprach Gott: „Was hast du getan! Höre, das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde“ . . .
„Verflucht seist du, verbannt von dem Ackerboden, der seinen Mund aufgetan hat, um das Blut deines Bruders von deiner Hand aufzunehmen“
aus DIE BIBEL**: Das Buch Genesis: Kain und Abel: 4 / 9, 10, 11

Die Musik geht in einen leise pochenden Rhythmus über, auf der Szene erscheint WOLF REISSENBERG als Mensch, (Kostüm siehe Anlage) noch während der Rezitation Nr.9 beginnt er dämonisch (zunächst allein) den „Tanz der Wölfe“:

9. Rezitation aus KRABAT*,15. Kapitel, Seite 341:

Es ist wahrscheinlich, dass der Mensch an seinem Anfang einen von seiner Art ebenso wenig tötete, wie ein Falke einen Falken schlägt, ein Wolf einen Wolf reißt. Muß man also nicht folgern, dass er das tierische Verbot in sich, seine Art nicht zu töten, im gleichen Maße abbaute, wie er sich aus dem Tiersein hinausentwickelte? Daß sein Gehirn, indem es wuchs, jene ursprüngliche Sperre nach und nach zerstörte, indem es Höhere Werte erfand, die die Tötung der eigenen Art sanktionierten, heiligsprachen also?
Welche Höheren Werte aber sind höher als ein Menschenleben?


12. Tanz der Wölfe

Nachdem WOLF REISSENBERG alleine begonnen hat, kommen nach und nach seine Brüder (Wölfe) dazu, immer wilder und ausgelassener wird ihr Tanz, die Wölfe erkennen in ihm ihren Anführer und geloben ihm Treue und Gehorsam. . .






13. WOLF REISSENBERG und der Jäger
Tanzszene


Auf dem Kulminationspunkt des „Tanz der Wölfe“ hört man einen Gewehrschuss, kurz darauf erscheint ein Mann (wildes, verwegenes Aussehen – wie ein Wilderer mit Flinte), die Wölfe laufen erschreckt davon, nur WOLF REISSENBERG bleibt, er will den Mann überreden, ihn mit in sein Dorf zu nehmen, nach anfänglicher Skepsis ist der Mann einverstanden, es folgt Rezitation Nr.10:


10. Rezitation aus KRABAT*, 18. Kapitel, Seite 402:

Ein Mann traf einen Wolf, er wollte ihn erschießen. Aber der Wolf sagte: „Hast du nicht schon genug Felle von meinen Brüdern und von meinem Vater?“
Der Mann sagte: „Das stimmt“ und schoß den Wolf nicht. Der Mann ging heim in sein Dorf. Der Wolf lief hinter ihm her . . .

Szene:

manchmal schlug er ihn gegen die Beine. Der Mann sagte: „Laß das, oder ich schieße dich.“ Der Wolf sagte: „Es ist bloß ein Spiel. Ich spiele gern.“

Der Mann kam in sein Dorf und ging ins Männerhaus, wo sie Holz für ein Schwitzbad spalteten. Der Wolf wollte am Schwitzbad teilnehmen. Die Männer sagten: „Wenn du drei Sommer und drei Winter mit uns gelebt und nichts Böses getan hast, lassen wir dich zum Schwitzbad.“

Der Wolf lebte drei Sommer und drei Winter mit ihnen und tat nichts Böses. Sie ließen ihn zum Schwitzbad kommen. Er zog sein Fell aus und war nackt wie die anderen. Er sang auch mit ihnen die alten Lieder und aß getrocknetes Renfleisch. Dann waren alle satt und schliefen.

Der Wolf wachte als erster auf, zog sein Fell wieder an und tötete alle Männer. Dann rannte er davon, und als er zu seinen Brüdern kam, erzählte er ihnen alles. Die Brüder des Wolfes sagten: „Es ist nicht schade um die Männer. Sie waren dumm.“

Während der Jäger und WOLF REISSENBERG gemeinsam in Richtung Dorf (und von der Bühne ab-) gehen, beginnt die Musik mit einem ersten Motiv der Nr.15 „Hexenbrennen“.

Im Dorf feiert man an diesem Tag das Fest „Hexenbrennen“ (Winteraustreiben, 30. April), von allen Seiten strömt die Dorfbevölkerung auf den Festplatz, gemeinsam zieht man den Holzstoß in die Mitte der Szene . . .



14. Hexenbrennen
Lieder und Tänze

Lied-Vorschlag 6: WAS SIE MACHEN?
„Was machen unsre Männer“ aus Smoler-Liedsammlung, Seite 61
Lied-Vorschlag 7: DER MORGENBESUCH
2Hannchen; o du braunes Äuglein“ aus Smoler-Liedersammlung, Seite 201



Als WOLF REISENBERG mit den Jägern erscheint, ist das Fest bereits in vollem Gange: gerade setzt man mit großer Begeisterung eine Hexenpuppe auf den Holzstoß und zünden diesen an.

Nach kurzer Verwunderung über den ungewöhnlichen Gast, nehmen die Leute WOLF REISSENBERG freundlich auf, das Fest wird immer fröhlicher und ausgelassener.

Tänze und Lieder wechseln sich ab und auch WOLF REISSENBERG tanzt mit den schönen Mädchen des Dorfes.


15. Finale – Infernale

Lied-Vorschlag 8: DIE NACHTRUHE IM HAINE
„Um nichts trag´ ich so großes Leid“ aus Smoler-Liedersammlung, Seite 51


Erst in den frühen Morgenstunden geht das Fest zu Ende und – vom Alkohol benebelt – schlafen alle (bis auf WOLF REISSENBERG) rund um den inzwischen abgebrannten Holzstoß ein . . .

WOLF REISSENBERG ruft seine Brüder – die Wölfe – (schon während des Festes war ab und zu ein Wolf zu sehen) und ermuntert sie, die Menschen zu töten, er selbst beteiligt sich nicht an dem Blutbad . . . (Schrei!!)

Der Zwischenvorhang (Hänger) fällt!
Der Hauptvorhang wird nicht geschlossen!




P A U S E






V. B I L D



Der Turm von Babel
oder die Frage nach Moral und Vernunft


Der Zuschauerraum wird dunkel, der Vorhang geht auf, im Brückenprospekt sieht man die „himmlischen Heerscharen“ (Chor)

Die Musik beginnt mit einem leisen und trockenen Drumset-Rhythmus, unmerklich kommt ein synthetischer Klangteppich dazu, der Chor setzt ein und man hört eine Art „Gregorianischer Gesang“, monoton und einstimmig:


16. Chorus
C h o r

Und Gott sprach:
„Siehe, sie sind e i n Volk und sprechen alle e i n e Sprache.
Das ist erst der Anfang ihres Tuns.
Fortan wird für sie nichts mehr unausführbar sein, was immer sie zu tun ersinnen. Wohlan, wir wollen hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, so dass keiner mehr die Sprache des anderen versteht!“
aus DIE BIBEL**: Das Buch Genesis: Der Turm von Babel: 11 / 6, 7


Abgang des Chores aus Brückenprospekt!
Die Musik muss den Abgang der „himmlischen Heerscharen“ lautstark begleite, wird dann wieder leise und geht über in den „Tanz der Frösche“!

Grünlicher Nebel kriecht über das Große Luchmoor (Bühnenboden), man erkennt modernd-fluoreszierende Wurzeln und Äste und einen schmalen Pfad, der quer über die Szene verläuft.
Auf der Szene erscheinen nach und nach 6 Frösche und es beginnt ein lustiger Tanz:

17. Tanz der Frösche

KRABAT (von links) und WOLF REISSENBERG (von rechts) kommen auf dem Pfad vorsichtig aufeinander zu, synchron mit ihnen bewegen sich ihre Schatten: 2 Ballett-Herren in engen grünen (für KRABAT) und roten (für WOLF REISSENBERG) funkelnden Trikots, mit dem Erscheinen von REISSENBERG und KRABAT verschwinden die Frösche.
Kurz bevor sich KRABAT und WOLF REISSENBERG in der Mitte des Steges treffen, hört man die Rezitation Nr.11:





11. Rezitation aus KRABAT*, 14.Kapitel, Seite 315

Einmal begegneten sich Krabat und Wolf Reissenberg mitten im Großen Luchmoor auf dem schrittbreitigen einzigen Pfad, auf dem man das Moor von Nord nach Süd durchqueren konnte, wenn man ein sicheres Auge und einen sicheren Fuß hatte.

Die Sonne stand hoch, und Reissenbergs Schatten glitt vor ihm über Binsen und Moos, Krabats Schatten aber hing an seinem Rücken fest. Doch plötzlich, als nur noch fünf Schritt zwischen den beiden Männern lagen, sprang Krabats Schatten vor und vereinigte sich, Linie auf Linie, mit dem Reissenbergs.

Obwohl KRABAT und WOLF REISSENBERG noch einige Meter von einander entfernt sind, springen ihre Schatten plötzlich aufeinander zu und setzen die Worte, Gedanken und Emotionen von KRABAT und WOLF REISSENBERG in tänzerische Bewegung um: zunächst intolerant und überheblich, dann selbstbewusst-kämpferisch und zuletzt widerwillig-kompromissbereit:


18. Schattenspiel
(Tanzszene)

KRABAT und WOLF REISSENBERG führen die körperliche Auseinandersetzung ausschließlich durch ihre Schatten!
Sie selbst bleiben quasi unbeteiligt: der eine sitzt auf einem Baumstumpf, der andere lehnt an einem morschen Baum . . .
Man spürt jedoch, dass beide mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten „ihren“ Schatten beeinflussen und leiten . . .

Szene:

Reissenberg schrie: „Nimm deinen stinkenden Schatten zurück!“
Krabat schrie zurück: „Dein Pestschatten liegt auf meinem Weg!“
Reissenberg bog seinen Oberkörper nach rechts, nach links, so weit es gehen mochte, sein Schatten aber haftete, wie in den anderen verbissen, unbewegt auf den fünf Schritt Binsen und Moor zwischen ihnen. Sie wussten beide, seitlich ihrer Schatten war grundloses Moor, und tödlich zu denken, hier hülfe Gewalt.
„Geh zurück“, sagte Reissenberg ruhig. „Ich befehle es dir.“
Krabat schaute umher. „Ist hier jemand, dem du befehlen kannst?“
Die Sonne wanderte weiter, um einen Daumensprung oder eine Gedankenlänge, der Doppelschatten rührte sich nicht.




zu 11. Rezitation:

„Ich bitte dich, Krabat, kehr um“, sagte Reissenberg. „Ich kann nicht“, antwortete Krabat,“ und bitte dich, Wolf Reissenberg, kehre du um.“ „Das geht nicht“, sagte Reissenberg. „Wegen der Moral. Ich kann nicht zurückgehen, damit du vorwärts gehen kannst. Aber dir gestattet die Moral das.“ Krabat lächelte: „Ja, die deine. Aber nicht die meine. Die gestattet dir umzukehren.“

An dieser Stelle der Rezitation lösen sich die Schatten voneinander und wenden sich gegen den jeweils „fremden Träger“:
WOLF REISSENBERGs Schatten kriecht auf den Rücken von KRABAT und dessen Schatten springt an die Seite von WOLF REISSENBERG. Beide Schatten versuchen nun ihren „neuen“ Träger in das Moor zu stoßen . . .


19. Kampfszene
Tanz

Dies gelingt den beiden Schatten jedoch nicht, sie werden von ihren neuen Trägern – REISSENBERG und KRABAT – abgestoßen, die abgestoßenen Schatten „vermehren“ sich:
nach und nach kommen immer mehr Schatten dazu und kämpfen gegeneinander, KRABAT und REISSENBERG animieren die Kämpfenden, am Schluss der Kampfszene verschwinden Schatten wiede,r spukhaft, wie sie gekommen sind . . .

KRABAT und REISSENBERG fallen erschöpft übereinander!

zu 11. Rezitation:

„Wenn du ausgeruht bist“, brummte Reissenberg, „kriech weiter.“
Krabat kroch weiter, und Reissenberg kroch weiter, sie lösten sich voneinander, richteten sich auf, Rücken an Rücken, und nach geraumer Zeit fiel Krabat ein absonderlicher Zweifel an: ob nämlich der Schatten, der nun links von ihm über Moor und Binsen glitt, wirklich sein und gänzlich sein Schatten sei.

Mit Beginn der Rezitation gehen KRABAT und WOLF REISSENBERG mit „ihren“ Doppel-Schatten (halb rot / halb grün) auf dem schmalen Steg nach links und rechts ab, kurz vor dem Verlassen der Szene schauen sich KRABAT und REISSENBERG an, verharren kurz, gehen ab, danach drehen sich die beiden Schatten zueinander, sehen sich an und gehen ebenfalls rückwärts ab.


B L A C K


Die Musik geht in einen (übertrieben) fromm und salbungsvoll gesungenen Choral über, in der Ferne hört man die Glocken einer Dorfkirche.



VI. B I L D


Nach der Sintflut
oder die Sache mit dem Haken


20. Chorus
Choral

Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach zu ihnen:
„Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde!
Furcht und Schrecken vor euch sei auf allen Tieren der Erde,
auf allen Vögeln des Himmels und auf allem Gewürm auf dem Boden und auf allen Fischen des Meeres: in eure Hand sind sie gegeben.
aus DIE BIBEL**: Das Buch Genesis: Die neue Ordnung der Welt: 9 / 1, 2


Mit dem Vorspiel des Chorals kommt das Licht, man sieht in der Ferne ein stilisiertes dörfliches Ambiente, in der Mitte der Bühne sitzen zwei Männer (Ballett), die an der Satkula angeln, aus Richtung Kirche kommen nun die Dorbewohner (Chor) vom Kirchgang mit ihrem Dorfschulzen (Ballett) an der Spitze, drehen in geordneter Formation einen Kreis um die unbeteiligt sitzenden Angler und gehen – bis auf den Dorfschulzen – singend ab.

Die Musik wird nach dem Choral heiter.

Neugierig nähert sich der Dorfschulze den beiden Anglern, ohne dass diese den Schulzen zunächst bemerken, vorsichtig und argwöhnisch beobachtet dieser die beiden Angler . . .

Auf die leiser werdende Musik hört man die 12. Rezitation:

12. Rezitation aus KRABAT*, 14. Kapitel, Seite 297

Früher, als die Bäche allgemein noch fischreich waren, war die Satkula an einer Stelle besonders fischreich. Eben an dieser Stelle lag links und rechts am Bach das Dorf Salow.

Im Laufe der Rezitation hat sich der Schulze unbemerkt den Anglern genähert und schaut ihnen neugierig über die Schulter und sieht, dass die Angler außer Unrat noch nichts gefangen haben.

Er bricht in unbändiges Lachen aus, damit bemerken ihn die Angler, er hebt die geangelten Gegenstände hoch und macht sich über die beiden Angler lustig . . .

Nach und nach kommen neugierige Dorfbewohner, stimmen in das Gelächter ihres Schulzen ein und beginnen mit den geangelten Gegenständen einen skurilen Tanz.

Die Musik wird deftig, grob und frech.

21. Tanz des Dorfschulzen
Solo und drei Paare


Der Schulze tanzt (unter dem anspornenden Beifall aller) einen, das Pech der Angler verspottenden Tanz, nach und nach tanzen alle (Fratzen- und Grimassen schneidend) mit . . .

Nun wird es den Anglern zu viel: sie packen ihre Geräte ein und wollen gehen, die Dorfleute umringen sie (noch immer ausgelassen) und der Schulze fragt sie, warum sie nichts geangelt haben?

Die Musik wird schlagartig „nachdenklich“ und unterstreicht die neue Situation.

Die Angler erklären, dass die Fische nicht an die Angel gehen, der Schulze (und nach und nach auch alle anderen) werden nachdenklich . . .

Mit großen Schritten geht der Schulze (tiefgründig überlegend) auf und ab, die Dorfleute schauen ihm eine Weile verstört zu und beginnen, ihn nach und nach in seinem Gehabe zu imitieren – immer ängstlich bedacht, ihren Schulzen ja nicht zu stören.

Plötzlich hat der Schulze die rettende Erleuchtung: Rezitation zu 12.

Die Musik wird (mit dem Einfall) wieder lebhafter, als Fläche für die nächste Rezitation ist sie leise und leitet danach thematisch über in das Lied Nr.21


Szene:

Nun war aber das Dorf nicht etwa deswegen dort entstanden, weil der Fischreichtum satte Bäuche versprochen hätte, sondern die Fische hatten sich, so viele ihrer in dem bauchtiefen Wasser Platz fanden, allmählich in diesem Bachstück angesiedelt, nachdem unter ihnen ruchbar geworden war, daß die Leute aus Salow den Fischfang auf eine ungewöhnliche, gänzlich eigene Art betrieben.

Der Dorfschulze, ein tatkräftiger und tiefsinniger Mann, hatte eines Tages vom Morgen bis zum Abend hinter einem Angler gestanden und ihm zugesehen, wie der nichts fing. Als der Angler sein Gerät zusammenpackte, sagte der Schulze: „Du hast hier gesessen vom Morgen bis zum Abend und hast nichts gefangen. Warum nicht?“

„Weil die Fische nicht an die Angel gehen“, sagte der Angler. Der Schulze überlegte eine Weile. „da hast du recht“, sagte er dann, „ich habe es mit eigenen Augen gesehen, daß sie nicht an die Angel gehen.“
In tiefen Gedanken schritt er nach Hause und setzte sich an seinen Schulzenstuhl.
In der zweiten Morgenstunde weckte er den Gemeindediener, schrieb einen Zettel, heftete ihn an die eichene Gemeindehaue und befahl, sie ohne Verzug von Haus zu Haus zu tragen. Zur Vorsicht, und weil der Gemeindediener im allgemeinen schlecht und zu solcher Stunde gar nicht lesen konnte, ließ er ihn das Geschriebene so oft wiederholen, bis er sich sicher war, daß seine Botschaft, wenn nicht aller Augen, so doch aller Ohren erreichen würde.

Die Botschaft hieß: Alle unberockten Bewohner des Dorfes zwischen vierzehn und einundachtzig Jahren, soweit sie nicht gestorben und begraben sind, haben sich ohne längeren Aufenthalt, als Hosenanziehen und Augenauswischen erfordert, im Hofe des Dorfschulzen einzufinden.


zu 12. Rezitation:

(Als alle Gerufenen versammelt waren, sprach der Schulze:) evtl. weglassen!
„Unsere Fische in unserem Bach sind durch ständige Nachbarschaft mit uns klug geworden und lassen sich nicht angeln, weil sie wissen, die Angel hat einen Haken. Wenn wir nun den Haken einfach weglassen, überlisten wir auf diese Weise die Fische und werden einen reichen Fang haben.“

Die Worte des Schulzen werden bei allen mit großer Begeisterung und Zustimmung aufgenommen, mit einem frohen Lied feiern die Dorfleute ihren Schulzen . . .

22. Lied der Dorfleute

Lied-Vorschlag 9: WANDERLIED („Pućowanski spěw“)
„Die Rose gehört in den Kranz“ von Korla Awgust Kocor (~ 1860), Text: Handrij Zejler


Mit dem Ende des Liedes gehen alle – bis auf die beiden Angler – singend von der Szene ab, die beiden Angler setzen sich wieder an den Bach (nun ohne Haken an der Angel!) und angeln weiter . . .

Die Musik und der Gesang werden mit dem Abgang des Chores immer leiser, auf die letzten Takte hört man die Fortsetzung der Rezitation:


Szene:

„Damit es sich auch lohnt und alle Pfannen und Kochtöpfe durch die Klugheit eures Schulzen von Fischen überquellen, wollen wir uns gleich ans Werk begeben.“

Er ging voran, und die Salower, die wußten, welch tiefsinnigen und tatkräfti- gen Mann sie zum Schulzen hatten, folgten ihm ohne Widerdenken und hängten ihre hakenlosen Schnüre in die Satkula.






zu 12. Rezitation:

Zwar fingen sie nichts, aber sie sahen nach und nach, wie sich ihr Bach mit Fischen füllte, und sie sagten, wenn wir auch nichts fangen, so haben wir doch so viele Fische in unserem Bach wie nie zuvor, gelobt sei unser Schulze.

Das Licht geht in eine Abend- und Nachtstimmung über . . .


B L A C K


Der Chor nimmt nach dem Abgang sofort hinter der Szene Aufstellung für den Chorus.

Die Musik überbrückt den Szenenwechsel und geht vorspielhaft in den Chorus Nr. 23 über.

Mit dem Vorspiel zum Chorus geht die Lichtstimmung langsam über in eine sehr frühe dunstige Morgenstimmung, man erkennt im Brückenprospekt KRABATs Mühle und vor der Mühle KRABAT selbst, der mit einer Hacke Furchen in den Boden zieht und danach beginnt Hirse auszusäen, JAKUB KUSCHK beobachtet aus der Mühle KRABATs Treiben . . .





















VII. B I L D

Von der Sittenverderbnis
oder wie Krabat Wolf Reissenberg die Brautnacht stahl



23. Chorus
Chor

Als die Menschen anfingen, sich auf der Erde zu vermehren, und ihnen Töchter geboren wurden, sahen die Gottessöhne, dass die Menschentöchter zu ihnen passten, und sie nahmen sich Frauen aus allen, die ihnen gefielen.
aus DIE BIBEL**: Das Buch Genesis: Gottessöhne und Menschentöchter: 6 / 1, 2



Mit den Schlusstakten des Chorus erscheint WOLF REISSENBERG, belustigt sieht er KRABAT – der sein Kommen zunächst nicht bemerkt – einige Zeit beim Säen zu, bevor er ihn anspricht.

Die Musik wird flächig und man hört die Rezitation Nr. 13.
Im Laufe der nachfolgenden Auseinandersetzung zwischen KRABAT und WOLF REISSENBERG wird die Musik immer dramatischer und kulminiert schließlich im Abgang von KRABAT.

Szene: aus KRABAT*, 11. Kapitel, Seite 220

In dem Menschenbuch des Müllers Kuschk finden sich auch einige Geschichten über Krabat. . . Eine dieser Geschichten berichtet, wie Krabat Wolf Reissenberg die Brautnacht stahl.

Krabat wollte ein Stück Land urbar machen, um Hirse anzusäen. Kaum hatte er drei Dornenbüsche ausgehackt, als Wolf Reissenberg heranritt und sagte:


13. Rezitation aus KRABAT*, 11. Kapitel, Seite 220:

„Du kommst zu spät, Krabat. Das Stück Land habe ich für meine Fasanen bestimmt, die werden hier nisten.“

KRABAT versucht mit WOLF REISSENBERG zu verhandeln, dieser lässt sich jedoch nicht umstimmen, KRABAT läuft an verschiedene Stellen um seine Hirse auszusäen, immer jedoch ist WOLF REISSNBERG vor ihm da.




zu 13. Rezitation:

Krabat nahm sein Werkzeug und ging anderswohin, aber auch dort erschien Reissenberg und sagte: „Zu spät, Krabat. Hier habe ich schon Kiefernsamen ausgeworfen. Es soll ein schöner Wald wachsen.“ Noch ein drittes und ein viertes Mal kam er und sagte: „Zu spät, Krabat.“ . . .

WOLF REISSENBERG geht unter großem Gelächter ab, KRABAT rennt zur Mühle, JAKUB KUSCHK – der alles beobachtet hat – wartet schon auf KRABAT, dieser steigt zu JAKUB KUSCHK in die Mühle und sagt zu ihm:

zu 13. Rezitation:

„Wolf Reissenberg wird heiraten. Er soll zu spät zu seiner Hochzeitsnacht kommen!“

Aus einer großen Truhe ziehen beide alte Kleidungsstücke, um sich zu kostümieren und werfen diese auf den Bühnenboden, anschließend springen beide aus der Mühle und es beginnt ein lustiger


24. Verkleidungstanz

Im Laufe des Tanzes verkleiden sich KRABAT (Klarinette) und JKUB KUSCHK (Trompete) in fahrende Musikanten, sie bewegen sich auf der Bühne im Laufe des Tanzes immer mehr nach vorn, so dass gleichzeitig die Bühne verwandelt werden kann, das Licht konzentriert sich zunehmend auf die beiden Tänzer.

Nach der offenen Verwandlung sieht man quer im vorderen Bereich der Bühne einen langen Tisch, der mittig teilbar ist, mit einer dahinter gestellten langen Bank sowie ein Bett, das mittig im hinteren Bereich der Bühne steht.

Der Verkleidungstanz wird durch das I. Hochzeitslied, bzw. durch Hochzeits- glocken unterbrochen.


25. I. Hochzeitslied
Chor

Lied-Vorschlag 10: ZU JOHANNIS KOSEN
„ Z dychom swjatoh Jana“ von Korla Awgust Kocor, Text: Handrij Zejler


KRABAT und JAKUB KUSCH beenden mit den ersten Takten des Hochzeitsliedes erschreckt ihre Verkleidung und verschwinden von der Szene, gleichzeitig kommen die Hochzeitsgäste auf die Bühne, singen ihr Lied zu ende und setzen sich an die reich gedeckten Hochzeitstische.

Die Hochzeitsgäste (Chor und Ballett) sind in modisch stilisierter Hochzeitstracht,
ein hübsches Mädchen (Magd) führt KRABAT und den Müller JAKUB KUSCHK herein (nun als Musikanten verkleidet) und zur Hochzeitstafel, beide spielen ein lustiges Lied für die Braut und fordern sie auf zu trinken . . .



Szene:

Nach diesen Mägden kamen andere, und schließlich kam eine hübsche, samtige gelaufen und führte sie zur Braut. Die Braut war mehr als doppelt so schön, wie Krabat zornig gewesen war, und mehr als doppelt so hochnäsig, wie sie schön war.

Doch nicht alles an ihr war zart, es gab auch Festes und Griffiges, wo etwas fest und griffig zu sein hatte, und Krabat, während er ein nicht zu trauriges Lied blies, meinte bei sich, daß Weiberschönheit um so schöner sei, je mehr Eigenschaftswörter, richtig eingesetzt in ihrer örtlichen Abfolge, sie für sich benötige.

Nachdem KRABAT (Klarinette) und JAKUB KUSCHK (Trompete) zunächst ein temperamentvolles Duett für die Braut vorgetragen haben, spielt nun KRABAT auf der Klarinette alleine eine melancholische Melodie . . .

Während KRABAT alleine spielt, liest JAKUB KUSCHK – sehr zweideutig – der Braut aus der Hand. . .

Szene:

Jakub Kuschk war den einzelnen Eigenschaftswörtern näher, sowohl den zarten als auch den festen, doch gänzlich uneckigen, er murmelte viele Zantrabantra über die linke Hand, die – wie er sagte – während der Wahrheitssuche möglichst nahe am Herzen liegen sollte. . .



zu 13. Rezitation:

Aus den feinen Linien der sehr feinen Hand las er (JAKUB KUSCHK) der Braut ein großes Fest und etwas Festes, Großes, das sich gegen sie richte und doch nicht gegen sie gerichtet sei, und versprach ihr schließlich einen Mann und Gatten, der an hohen Festtagen in der zwölften Nachtstunde sich selbst in der Zukunft zu sehen vermöge.


Nachdem JAKUB KUSCHK mit seinem Aus-der-Hand-lesen fertig ist, nimmt er wieder seine Trompete und spielt gemeinsam mit KRABAT ein fröhliches und temperamentvolles Hochzeitslied als Tanz für WOLF REISSENBERG und seine Braut.








26. II. Hochzeitslied und Tanzszene
Chor und Ballett

Lied-Vorschlag 11: GUTER RATH FÜR BURSCHEN / MÄDCHEN
„Wer da Lust zu freien hat“ aus Smoler-Liedersammlung, Seite 253


Die Musik dieses Liedes hat einen strengen Rhythmus der quasi kontra- punktisch eine sehr schöne / festliche Melodie überlagert (öffnen der Bänke!).

WOLF REISSENBERG führt seine Braut zum Tanz, die Gäste sitzen auf den Bänken, sehen dem tanzenden Paar zu und nehmen mit dem Geschirr auf den Tischen, dem Essbesteck und allem was sich zum Schlagen eignet den Rhythmus auf, feuern damit das Paar an und rücken gleichzeitig die Tische öffnend auseinander, nach einer Weile legen KRABAT und JAKUB KUSCHK ihre Instrumente aus der Hand: JAKUB KUSCHK bittet den Bräutigam mit der Braut weiter tanzen zu dürfen, was dieser erlaubt, nach und nach tanzen immer mehr Hochzeitsgäste mit, KRABAT spielt weiter auf seiner Klarinette, WOLF REISSENBERG erkennt KRABAT, nimmt ihn zur Seite und sagt:

zu 13. Rezitation: (die nachfolgenden 4 Rezitationen zu 13. möglicherweise
zusammenziehen!?)

„Brav, brav, Krabat! So kommst du eher zu deiner Hirse“.

Szene:

Er reichte ihm seinen zur Hälfte ausgetrunkenen Becher. „Sollst auch nicht leben wie ein Hund.“


zu 13. Rezitation:

Krabat unterdrückte seinen jähen Zorn und sagte ruhig: „Die Leute erzählen, daß du dich selbst in der Zukunft sehen kannst.“

Szene:

Du kommst wieder zu spät, Krabat“, antwortete jener spöttisch. „Ich weiß es schon von meiner Braut.“
Krabat sagte: „Ich glaube nicht, daß du das kannst. Denn ich kann es ja auch nicht.“


zu 13. Rezitation:

Wolf Reissenberg wollte sich ausschütten vor Lachen. „Du bist ein Dummkopf, Krabat“, sprach er freundlich. „Was mir recht ist, ist dir lange noch nicht billig.“





Szene:

Ich könnte es dir auch lateinisch sagen – Quod licet jovis ..., - aber das verstehst du Tölpel ja doch nicht.“

Er schlug ihm in bester Laune mit der behandschuhten Hand auf den Rücken und wunderte sich dabei über sich selbst: Wie freundlich er heute mit Krabat umging.



Zu 13. Rezitation

Ein wenig wunderte er sich freilich auch, wie gehörig sich Krabat benahm. Aber das macht das Fest, dachte er.

KRABAT übernimmt von JAKUB KUSCHK die tanzende Braut, JAKUB KUSCHK nimmt seine Trompete und spielt die Tanzenden – die sich immer schneller drehen – in Richtung Bett, unterdessen lenken die jungen Mädchen unter den Hochzeitsgästen WOLF REISSENBERG tänzerisch ab . . .

Die Musik schwillt orgiastisch an und wird schneller und schneller.


Szene:

Das Fest wurde lauter und lustiger, der Müller Kuschk blies die schöne, fröhliche Braut schneller und schneller durch den Saal, und obwohl sie sich gern einmal ausgeruht hätte, mußte sie tanzen, sobald die Trompete blies, ob sie wollte oder nicht, und trank dann durstig von dem schweren Wein.
Als sie meinte, ein Becher mehr wäre einer zuviel, ließ sie sich ins Brautgemach bringen.
Wolf Reissenberg versprach, bald nachzukommen, erst müsse er noch seine neue Fähigkeit ausprobieren, es schlage ja gleich die zwölfte Stunde.

Die Kammerfrau der Braut war eine Nichte des Müllers – er hatte überall seine Nichten und Basen, - sie ließ Krabat, der nun ohne Rock und Hose im bleichen Mondlicht zu gewissen Teilen von Reissenberg kaum unterscheidbar war, hinein und die Braut, gelehrt, die Augen hier geschlossen zu halten und den Mund nicht zum Reden zu benutzen, empfand Krabats Schweigen um so weniger befremdend, je mehr sein Tun ihren Erwartungen entsprach.
Als er daranging, ihren Erwartungen das drittemal zu entsprechen, war eben die zwölfte Stunde angebrochen, und Wolf Reissenberg, begierig, sich selbst in der Zukunft zu sehen, ließ sich von Jakub Kuschk in die Nische führen und sah, zwar seltsam ins Runde zusammengedrängt, doch deutlich das Brautbett.

„Siehst du dich?“ fragte der Müller Kuschk höflich.
„Kotzdonner“, sagte Reissenberg, „Ich sehe mich kräftig!“ Im Vorgefühl der kommenden Tagen und weil er meinte, ein großes Fest werde so schnell nicht wieder sein, wollte er während der ganzen zwölften Stunde mit der Wirklichkeit warten, um sich in der Zukunft zu sehen.
Inzwischen tauschten Krabat und der Müller Kuschk die Plätze, und während Krabat nun Reissenberg die Trompete als Spiegel vor die Augen hielt, ließ dort der Müller das Mühlwerk laufen, als wäre Hochwasser, und die Braut trank dort den Wein also vor Erhitzung und Wolf Reissenberg hier aus Tatendurst.
Als die erste Stunde des neuen Tages anbrach, begab er sich an den Ort seiner vorausgesehenen Tagen.
Die Braut schlief den tiefen Schlaf gerechter Erschöpfung, und Wolf Reissenberg hatte große Mühe, sie aufzuwecken.
„Zu spät“, murmelte sie, für einen Augenblick aus der Tiefe auftauchend, „ich bin wie zermahlen.“


KRABAT geht mit der Braut in das Bett, welches sich kurz darauf heftig und unzweideutig bewegt, JAKUB KUSCHK animiert mit seiner Trompete indessen den ausgelassenen Tanz der Mädchen mit WOLF REISSENBERG.

Nach einer angemessenen Zeit erscheint KRABAT aus dem Bett und lädt schelmisch JAKUB KUSCHK ein, seinen Platz im Brautbett einzunehmen, dieser lässt sich nicht lange bitten und erneut sieht man das Bett in eindeutiger Bewegung . . .

Kaum ist der Müller JAKUB KUSCHK im Bett der Braut verschwunden, winkt KRABAT die Hochzeitsgäste (Chor und Ballett), schelmisch zum Bett, die alle nach und nach dahinter verschwinden.

Immer weniger Mädchen tanzen mit WOLF REISSENBERG, am Schluss tanzt er nur noch alleine, KRABAT winkt heimlich die Hochzeitsgäste nach draußen, diese verlassen leise lachend das Geschehen.

Mit dem Abgang der Gäste wird das Licht dunkler, ein schwacher Spot bleibt auf WOLF REISSENBERG, der wie im Trance immer weiter tanzt . . .
Im Hintergrund sieht man undeutlich das sich eindeutig bewegende Brautbett, KRABAT lehnt im Halbdunkel an einer Wand (Proszenium) und sieht WOLF REISSENBERG lächelnd zu.

Die Musik wird mit dem Abgang der Gäste immer flächiger und unkonkreter, bis nur noch ein breiter Cluster und ein leises Pauken-Solo übrig bleiben

Es schlägt Mitternacht, REISSENBERG erwacht mit den Glockenschlägen aus seinem Trance, erkennt die Situation und erstarrt . . .
Mit den letzten Glockenschlägen erlischt langsam das Licht und auch der Spot auf WOLF REISENBERG, nur auf KRABAT bleibt ein heller werdender Spot, WOLF REISSENBERG geht ab.
(Nach dem Abgang begibt er sich unbemerkt in das Brückenprospekt!)

E p i l o g


Auf den flächigen Cluster mit dem leisen Pauken-Solo hört man die Rezitation:

14. Rezitation aus KRABAT*, 12. Kapitel, Seite 250:

Ich stelle mir die Weltlage wie einen riesigen, flachen Teller vor, früher war er vielleicht einmal aus Zinn, jetzt ist er aus dünnem Glas.
Wir haben einen solchen Teller, er ist wunderbar blau, wenn die Sonne darauf scheint. Ich fasse den Teller nie an, ich will nicht der sein, der ihn fallen läßt. Es genügt vielleicht schon, daß man irgendwo anstößt, und er
geht in Scherben.

Nach der Rezitation steigert sich das Pauken-Solo ekstatisch . . .

Die Hochzeitstische- und Bänke, das Bett und alle übrige Dekoration werden an dieser Stelle von der Bühne entfernt.

KRABAT triumphiert über WOLF REISSENBERG, er tanzt seinen Sieg, fühlt plötzlich die Plastik von SMJALA in seiner Gewandtasche, holt sie hervor, erstarrt, und sinkt (Bühnenmitte / vorn!) – vom Gefühl überwältigt – auf die Knie . . .

das Pauken-Solo bricht abrupt ab!

Leise beginnt das Orchester mit einer Reminiszenz aus dem Vorspiel des Anfangs, der Chor singt hinter der Szene (wie aus der Ferne).
Zunächst schwach, dann aber stärker und stärker hört man das Leitmotiv von SMJALA (Cello-Solo).

Mit dem Cello-Motiv kommt SMJALA aus dem Brückenprospekt auf KRABAT zu, ohne dass dieser sie bemerkt. Sie stellt sich hinter den Knienden, KRABAT blickt an SMJALA hoch, erkennt sie und fällt in ihre Arme.



27. SMJALA und KRABAT
Pas de deux


Am Schluss des Pas de deux nimmt KRABAT seinen Zauber-/ Wanderstab auf und beide gehen – Hand in Hand – von der Vorbühne langsam und gerade nach hinten ab, ein immer stärker werdender Lichtstrahl kommt dem Paar entgegen, in den beide hineinlaufen und verschwinden. . .
Gleichzeitig erhellt ein Spot zunehmend WOLF REISSENBERG, der sich im oberen Bereich des Brückenprospekt befindet und dem Paar nachschaut . . .

Die Musik geht mit dem Abgang von SMJALA und KRABAT – zunächst vorspielhaft – über in den Chorus Nr.1 „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“.




Mit Beginn des Abgangs von SMJALA und KRABAT hört man die 15. Rezitation auf die Vorspielmusik des Chorus Nr.1:

15. Rezitation aus KRABAT*, 18. Kapitel, Seite 410:

Und neben mir Smjala, im gebleichten Leinenkleid, um den Hals die Kette aus Vogelkirschkernen. Sie nimmt meinen von allen Wunden entleerten Stab und lässt ihn in das Wasser der Satkula gleiten – eines Bachs, der genau im Mittelpunkt der Welt entspringt, sieben Dörfer durchfließt und dann auf den Fluß trifft, der ihn schluckt. Wie die Atlanten, so kennt auch das Meer den Bach nicht.
Aber es wäre ein anderes Meer, nähme es nicht auch das Wasser der Satkula auf.

Nach dem letzten Satz der Rezitation führt ein gewaltiger Pauken-Wirbel zur Schluss - Reminiszenz und man hört den Chor gewaltig singen: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“

Uraufführung:  24.05.2004, Bauzen

Uraufführung Interpreten: Sorbisches Nationalensemble Bauzen mit Ballett, Chor, Orchester, Ltg.: Wolfgang Roegner

Uraufführung Presseberichte: Pressestimmen zur Ballettoper (Uraufführung am 21.5.2004 in Bautzen)
"Als Krabat nach ihren Beeren griff" - Ballettoper nach Brezan in Bautzen erfolgreich uraufgeführt (Dresdener Neueste Nachrichten vom 27.5.2004). Die Uraufführung mit dem Sorbischen Nationaalensemble war ein beeindruckender Erfolg, und das Publikum zollte allen Beteiligten höchste Anerkennung" Ein tragfähiges Konzept, dem sich der Komponist Enjott Schneider zeigen konnte. In Görlitz fand unlängst seine neue Oper "Bahnwärter Thiel" nach Gerhart Hauptmann viel Beachtung... Seine lautmalerisch, sphärisch erzählenden Klangfarben, die slawisch geprägten Tänze sowie eine beeindruckend oratorische Überhöhung der Chorgesänge sorgen für eingängige musikalische Impulse (Gesine Lang)
Owacije za noweho "Krabata" /Ovationen für den neuen "Krabat" (Sorbische Abendzeitung vom 24.5.2004). Die sorbische Kultur ist wieder um ein Werk reicher: Die Ballettoper "KRABAT oder Die Erschaffung der Welt" nach dem Roman von Jurij Brezan und nach deutschen Texten aus der Bibel erlebte seine vom Publikum gut aufgenommene Uraufführung... "Mit starkem Beifall bedankte sich das Premierenpublikum für das ungewöhnliche künstlerische Erlebnis". (Wolfgang Ladus)
"Hervorragende Version von 'Krabat' in Bautzen, doch schwächelnd als Ballettoper" (Sächsische Zeitung vom 24.5.2004). Ein beeindruckendes neues Bühnenwerk" Die Musik von Enjott Schneider, live und in Sound-Collagen, ist in ihrer dramatisch erzählenden Klangfärbung ein wunderbar sinnstiftendes Element der Aufführung. Problematisch scheint die choreografische Erzählweise - es fehlt an einer schlüssigen Idee und die Choreographie hinkt schwächelnd der musikalischen Inspiration hinterher. (Gabriele Gorgas)
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Aufführung im Saalbau Witten:
WAZ vom 15.10.2004 BALLETTOPER 'KRABAT' IST PULSIERENDES TANZTHEATER. Archaik und Postmoderne begegnen sich in diesem Werk. Uralte Mythen von der Erschaffung der Welt werden vereint mit Mitteln alter Kirchenmusik, Minimal Music, der Volksmusik nachempfundenen Rhthmen und Melodien, elektronischen Klängen und Discosound erzählt...lassen Enjott Schneiders Musik mit subtiler Klangtransparenz und klaren Konturen lebendig werden. 'Krabat' ist neues, pulsierendes Tanztheater auf hohem künstlerischen Niveau. (Konstanze Führlbeck).
RUHRNACHRICHTEN vom 15.10.2004 BALLETTOPER LIESS VIELE BILDER ENTSTEHEN ...einem Werk, das von der ersten bis zur letzten Minute fesselte....Auf der Bühne mischen sich Elemente des klassischen Balletts<mit stilisierten Volkstanzeinlagen. Das ist ungewöhnlich, das macht Lust auf mehr. Dazu passt die nie ein deutige Musik des fast schon legendären Enjott Schneiders wunderbar. Sie bewegt sich irgendwo zwischen Carl Orff, Filmmusik und Rockoper. (Oliver Daschkey)

Zur Bautzener Erstaufführung in deutscher Sprache:
'...die Musik mit ihrer dramatisch kontrastreichen Erzählweise. Sie fängt sorbische Folklore nlive und in Soundcollagen verschlüsselt ein, verlebendigt rhythmisch sorbisch-slawische Wurzeln dass es eine Lust ist, ihre tänzerisch moderne Umsetzung zu erleben..lösen feurige Tänze aus, die mal derb daherpoltern oder in archaischen Klangballungen toben'
Pressestimme zur Erstaufführung in deutscher Sprache:
...vom fazinierten Publikum oft mit spontanem Applaus bedacht. Wichtigen Anteil hat daran die Musik mit ihrer kontrastreichen Erzählweise. Sie hält und trägt den wild dramatischen Stoff, fängt sorbische Folklore live und in Soundcollagen verschlüsselt ein. Sie verlebendigt reizvolle rhythmisch-slawische Wurzeln, dass es eine Lust ist, ihre tänzerisch moderne Umsetzung zu genießen...in furiosen Tänzen. Sie poltern derb daher, toben in archaischen Klangballungen. (Christa Vogel in der Sorbischen Kulturzeitschrift Rozhlad 08/2005)

Aufführung in Lippstadt 2005: (DER PATRIOT 29.10.2005):
Getragen wird die Ballettoper von der ebenso dynamischen wie abwechslungsreichen Musik von Enjott Schneider, die mühelos Oratorien-Gesang, Volksmusik und Indsutrial-artige Klänge miteinander verbindet.