Kategorie:  Symphonie / Orchester

Sätze: 1: Emeshes Traum
2: Geister ungeborener Kinder
3: Visionen

Dauer: 23 Minuten

Notenausgabe: Schott Music GmbH , Leihmaterial und Klavierauszug (Kaufmaterial) , 2011

Besetzung: KLAVIERAUSZUG Violoncello und Klavier, oder Orchester:

Violoncello solo
3 Flöten (3. auch Picc.)
2 Klarinetten in B
Bassklarinette in B
2 Fagotte
3 Hörner (F)
Pauken
Percussion 1: Tamtam, Tempelblocks, Crotales, mittleres und großes Hängebecken, Claves, Tomtoms
Percussion 2: große Trommel, Marimba, kleine Triangel
Großes Streichhorchester

Soloinstrumente: Violincello

Vorwort: „DUGUD“ ist der sumerische Name eines alten orientalischen Vogelgottes aus Adler und Falke. Als sumerischer Anzu oder Im-Dugud wurde er auch mit Löwenkopf dargestellt. In der Türkei ist er als „Togrul“, in Ungarn als „Turul“ bekannt. Er sitzt auf dem Lebensbaum über den Geistern ungeborener Kinder, die ebenfalls Vogelgestalt haben. Der Sage nach ist Emeshe von diesem Vogel im Traum geschwängert worden und hat mit ihrem so gezeugten Sohn Álmos den Urahn der ungarischen Könige gestellt. Das Konzert für Violoncello greift in archaischen Szenarien einige der Sagenbilder auf: den dunkel-erotischen Befruchtungskampf, den entmaterialisierten Gesang der Ungeborenen, die Vision eines Lebens in Adler-Freiheit.

Widmung: Làszlò Fenyö herzlich gewidmet

Anmerkungen: Im November 2013 erschien der Klavierauszug bei Schott Music ED 21667 und kann nun für Aufführungen in Musikhochschulen, Schülerkonzerten verwendet werden

Uraufführung:  26.04.2011, Rutesheim b. Stuttgart

Uraufführung Interpreten: Celloakademie Rutesheim, Dozentenkonzert: mit László Fenyö (Solocellist des Symphonieorchesters des Hessischen Rundfunks) und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, Ltg.: Christoph Adt

Uraufführung Presseberichte: Eine Komposition aus dem Herzen der Puszta
STUTTGARTER ZEITUNG 28.4.2011
Enjott Schneider hat dem Cellisten Lászlã Fenyö ein Werk auf den Leib geschrieben - einfach famos
(Gabriele Müller)
Zum ersten Mal hat die Württembergische Philharmonie Reutlingen als Festival-Orchester
bei der Internationalen Cello-Akademie fungiert.
Ein Höhepunkt war dabei die Uraufführung des Werkes "DUGUD", das der zeitgenössische
Komponist Enjott Schneider für Lászlã Fenyö geschrieben hat. Schneider war beim Konzert
selbst dabei und gab dem Publikum interessante Informationen zu seinem Werk mit. Weil
Fenyö aus Ungarn stammt, hatte er sich für ein Thema aus der ungarischen Mythologie
entschieden und sein Stück nach dem Vogel "Dugud" benannt, welcher der Sage nach die
Frau Emeshe im Schlaf geschwängert haben soll. Ihr Sohn wurde zum Urahn aller
ungarischen Könige. Außerdem führte Dugud die Ungarn nach Pannonien, einer einstigen
damaligen Provinz des Römischen Reiches.
Der mystischen Hintergrund der musikalischen Erzählung wurde schon nach den ersten
Tönen deutlich spürbar: Dunkel brodelte das Orchester, während die Cellostimme die Saiten
vibrieren ließ und dann immer höher aufstieg, bis die Holzbläser und das Glockenspiel in
helles Singen und Zwitschern verfielen. Rasante Läufe und gehetztes Tschilpen wurden von
Klappern und Schläge auf Holzblocks durchsetzt. Fenyös Cellostimme blieb dabei intensiv
und sinnlich. Der Moment, in dem sich der Vogel wohl zu Emeshe gesellte, war ebenso
deutlich wie schön. Schneider schuf hier mir einer Vielzahl von feinen und geheimnisvollen
Tönen eine Atmosphäre, als wäre der Äther voll bezaubernder Geräusche und Düfte.
Im zweiten Satz ging es um den Lebensbaum, um die ungeborenen Kinder, wie der
Komponist erläuterte. Hier glitzerten erneut vor allem die Holzbläser und das Glockenspiel,
und Fenyös Cello zirpte in den höchsten Tönen. Das Orchester spielte leise, kleinen
Wasserbläschen gleich, stiegen immer wieder zarte Melodielinien empor. So entstanden
hauchfeine, schillernde Klanggespinste. Zu kraftvollen Akkorden des Orchesters stimmte
Fenyö im dritten Satz eine slawische Melodie an, in dem es um den Weg nach Pannonien
ging. Percussiv wurde die Musik, die Rhythmen klangen ebenfalls nach Balkan-Folklore und
Klanghölzer prasselten wie Pferdehufe. Am Ende öffnete sich die akustische Landschaft zum
fulminanten Schluss.

Film: 

Film Interpreten: Die folgenden Hörbeispiele sind: Lazlo Fenyö (Cello), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin DSO, Ltg. Ariel Zuckermann