Kategorie:  Symphonie / Orchester , Chor / Vokal , Orgel / Sacred Music

Die Wirklichkeit der Engel als Kräftefelder hängt eng mit der Existenz jener umfassenden Intelligenz des Universums zusammen, die viele Religionen auch „Gott“ nennen und der nicht mit dem Verstand, sondern nur mit kosmischem Bewusstseins erfahrbar ist. GOTT als das universale „All-Eine“ ist namenlos, immateriell und ein geistiges Prinzip. Die Engel sind die Boten dieses namenlosen Urprinzip allen Seins. In den Künsten und religiösen Erzählungen sind "Engel" verbindlich, verniedlicht und viel zu materiell aufgefasst worden. Alle Hierarchien oder Differenzierungen sind nur menschengemacht und z.B. in der Bibel kaum erwähnt, dort gibt es auch namentlich nur Gabriel, Michael und Raphael. "Gabriel" meint „Die Kraft Gottes“. Als Hüter des weißen Lichstrahls steht er für Reinheit und Klarheit. Er ist der Engel der Verkündigung, der auf Neubeginn und geistige Wiedergeburt verweist.
- Das Oratorium EKSTASE DER REINHEIT ist ein Versuch, das in der Sphäre des Begriffslosen verortete Phänomen der Engel als Boten einer universellen Dimension zu erfassen.

Sätze: 1: GABRIEL, DIE KRAFT GOTTES
2: O GLORIOSISSIMI LUX VIVENS ANGELI (Hildegard von Bingen)
3: SANCTUS, SANCTUS, SANCTUS
4: ENGEL DER VERKÜNDIGUNG (Lukas-Evangelium 1, 26-35)
5: DIE LILIE / THE LILY (William Blake)
6: GABRIEL, DAS LICHT
7: ALLELUJA

Dauer: 20 Minuten

Notenausgabe: Strube Musikverlag , VS4246 , 2023

Besetzung: Sopran Solo und Tenor Solo
Chor (S S A T B)
2 Flöten (2. auch Picc) / Oboe / 2 Klarinetten / Fagott /
2 Hörner / 3 Posaunen (T T B) / Pauke / 2 Schlagzeuger
Streichorchester (Vl 1+2 Vla Vc Kb)

Textdichter: Texte aus Liturgie und Lukas-Evangelium, Hildegard von Bingen (1098-1179) und William Blake (1757-1827)

Vorwort: Vorwort des Komponisten:
Die Wirklichkeit der Engel als Kräftefelder hängt eng mit der Existenz jener umfassenden Intelligenz des Universums, die viele Religionen auch „Gott“ nennen und der nicht mit dem Verstand, sondern nur mit einem kosmischen Bewusstseins erfahrbar ist. Dieses universale „All-Eine“ ist namenlos, immateriell und ein geistiges Prinzip. Es entzieht sich jedem Begriff, jedem Bild oder anderer sinnlicher Darstellung, denn diese wären immer an die Sinnlichkeit der materiellen Wirklichkeit und an den höchst eingeschränkten Horizont des denkerischen Verstandes. Die Reduktion der Welt auf das messbare und benennnbare Materielle ist die Charakteristik des nur kurzgreifenden „Wissens“ eines Ich-Bewusstseins, das jedoch dringend in die „Weisheit“ des universalen kosmischen Bewusstseins überführt werden muss.
Im Unterschied zu den menschen- oder tiergestaltigen Göttern der polytheistischen Religionen bleibt der „All-Eine“ Gott im jüdisch-christlich-islamischen Monotheismus ein eher bildloses Abstraktum. Durch Ritualgesetze, Speise- oder Hygienevorschriften wird dabei eine Regelwelt geschaffen, die als „Fasslichkeit“ dem Verstandesorientierten und Ich-haften Menschen entgegenkam. Der Religionsstifter Moses mit seinen Zehn Geboten, die eine abstrakte Bild- und Namenlosigkeit einfordern, repräsentiert aber eine Gegenläufigkeit zu solcher Fasslichkeit. Moses, der eigentlich Ägypter und kein Hebräer war, etablierte ein Gottesbild das nahezu identisch mit dem radikalen Monotheismus war, wie ihn der altägyptische Pharao der 18. Dynastie, Echnaton, einführte: dieser versuchte den Gott Aton in Gestalt der Sonnenscheibe zum alleinigen „Gott des Lichts“ einzuführen. Echnaton scheiterte politisch am Widerstand sowohl des Volkes wie der Priesterkaste und wurde spurlos aus den Königslisten und der ägyptischen Geschichtsschreibung eliminiert. Die Radikalität seines kosmischen Gottesauffassung blieb jedoch unauslöschbar in der Welt.
In seinem epochalen Buch „Moses the Egyptian. The memory of Egypt in Western Monotheism” (1997) zeichnete Jan Assmann die kaum zu überschätzenden Konsequenzen einer Übernahme der Gottesidee aus den ägyptischen Mysterien nach. Neben Judentum, Christentum, der griechischen Antike (etwa bei Pythagoras), parallel zur arabischen auf Hermes Tresmegistos fußenden Alchemie erreichen die altägyptischen Gedächtnisspuren im 18. und 19. Jahrhundert eine kulminierende Intensität: je ausgeprägter die auch archäologisch immer besser dokumentierte Ägyptophilie wurde, umso dominanter wurde – gerade auch in der ausserkirchlichen sowie philosophischen Tradition – ein dort tradierter Gottesbegriff zu bemerken. Erinnert sei an die Wirkungsmächtigkeit der Mozartschen „Zauberflöte“, an die Napoleonischen Ägypten-Expeditionen, an die Verehrung von Ägypten als Ort der Weisheit bei den Freimaurern. Die Überschneidungen auch mit den biblisch-jüdischen Traditionen sind unübersehbar. Die Analogie der hebräischen Gottes-Chiffre JHWH als das so abstrakte wie namelose „Ich bin, der ich bin“ findet sich beispielsweise in der Hermetik als „unus et omnia“ (dem All-Einen) bzw. „Hen kai pan“ wieder, ebenso in der Pyramide zu Sais, wo unter der Bildsäule der Isis (die später wiederum mit Athene gleichgesetzt wurde) die schon bei Plutarch überlieferte Inschrift steht „Ich bin alles, was ist, war und sein wird“. Diese biblisch-ägyptisch-hermetische Idee des namenlosen Gottes wurde über Generationen tradiert, etwa auch bei Schiller, Goethe, Novalis, Hölderlin. Selbst Beethoven schrieb sich aus Friedrich Schillers Essay „Die Sendung Moses“ sein deistisches Credo ab, das er unter Glas gerahmt auf seinem Schreibtisch stehen hatte: „Ich bin, was da ist“. Auf den umstürzlerischen Pharao Echnaton, über den ägyptischen Moses nach Israel tradiert, gehen dies Tradition zurück, sich auf einen Gott zu beziehen „der nicht durch einen Namen, sondern durch den Entzug eines Namens ausgezeichnet ist, durch Namenlosigkeit“ (Jan Assmann). Diese monotheistische Einsicht – gepaart mit der Einsicht, dass sich solcher Gott mit Vorliebe in der puren „Natur“ (oder in Naturgesetzen) offenbart – machte alle Menschen zu Brüdern, egal ob Christen, Juden, Muslime oder die vermeintlichen ‚Heiden‘ der (beispielsweise ägyptischen oder griechischen) Antike.
Was hat nun dieser (nahezu unverzeihlich abgekürzte) religionsgeschichtliche Rundumschlag mit den „Engeln“ zu tun? Die Antwort ist naheliegend: die Intelligenz des Universums, also das abstrakte, namen- und bildlose höchste (mit „Gott“ bezeichnete) Geistwesen braucht eine Fasslichkeit. Dieser „all-eine“ Gott muss dem Menschen fassbar gemacht werden. Und so entstanden die Notwendigkeit von Gottesboten. Engel sind immaterielle Geistwesen zwischen dem menschlichen (auf Verstand und Ich-Bewusstein basierenden) und dem (jedem Verstand und jeder Begrifflichkeit entzogenen) göttlichen Bereich. Engel sind also Götterboten, Gottesboten, - im hebräischen „malak“, im griechischen „angelos“.
Treten die Visionen solcher Gottesboten im Alltag der Materieverhafteten Menschen auf, so ist das immer mit Erschütterung und Schrecken verbunden. Rainer Maria Rilke formulierte das plakativ am Beginn seiner „Duineser Elegien“: sein „Ein jeder Engel ist schrecklich!“ besagt eher intuitiv als kognitiv, dass die Mehrdimensionalität der Wirklichkeit, wenn die Wesen der Materialität und der Immaterialität sich begegnen, geheimnisvoll und schmerzhaft einschneidend sind. Verstand und Vernunft – die Garanten der Bewältigung unserer materiellen Scheinwelt – müssen versagen, wenn uns die Engel erscheinen.
Das alles sind keine Ammenmärchen aus den esoterisch angehauchten Hirnen von wirklichkeitsfremden Phantasten. Die Seriosität bezüglich der Echtheit von Geistwesen an der Schnittstelle von materiellem und immateriellem Sein, an der Schnittstelle von Welle und Teilchen (um den quanten- und atomphysikalischen Bereich zumindest einmal tangiert zu haben)… diese Seriosität ist auch den Skeptikern zumindest anhand von zwei Themenfeldern dokumentierbar: 1) mit den Implikationen der Nahtod-Erlebnisse und 2) mit der stets gleichartig wiederkehrenden Struktur von Erleuchtungserlebnissen als Durchbruch von kosmischem Bewußtein in der spirituellen Entwicklung. Dazu abschließend einige Bemerkungen:
1) Zu den Nahtoderlebnissen/Near Death Experience (kurz: NDE) gibt es längst eine umfangreiche medizinisch-wissenschaftliche Literatur und auch international quer durch Kulturen, historische Quellen und Altersgruppen geführte Dokumentationen. Faszinierende Gleichartigkeit der z.B. seit Platon belegten Berichte, auch etwa bei Kindern oder zivilisationsfernen Volksgruppierungen, wo visuelle Beeinflussungen (wie durch Film und Fernsehen) ausgeschlossen sind. Zu den hunderttausendfach dokumentierten Sterotypen gehört das hier gesehene Licht und das Auftreten von meist hellen Geistwesen, die der Vorstellung von Engeln entsprechen.
2) In den Biographien vieler bedeutender Mystiker, Philosophen, Künstler oder Wissenschaftler ist belegt, wie meist in der Lebensmitte plötzliche Offenbarungen, radikale Umorientierungen, Wissensentschlüsselungen oder Erweckungserlebnisse sich ereignen. Solche Durchbrüche eines kosmischen Bewusstseins sind beispielsweise dokumentiert bei Moses, Paulus, Laotse, Gautama Buddha, Mohammed, Sokrates bis hin zu Dante Aligieri, Jakob Böhme, Blaise Pascal, Roger Bacon (alias Shakespeare), Benedict Spinoza, Emanuel von Swedenborg, William Blake, Honoré de Balsac, Friedrich Nietzsche, Henry David Thoreau, Walt Whitman, - eine Liste die sich eindrucksvoll ergänzen ließe. Eine exzellente Darstellung gibt Richard Bucke (1837-1895) in seinem Buch „Kosmisches Bewusstsein. Zur Evolution des menschlichen Geistes“ von 1901, das längst zu einem Klassiker der Tiefenpsychologie geworden ist. R. Bucke zeigt, dass diese Visionen, die oft mit der Erscheinung engelhafter Mittler verbunden sind, - etwa bei Mohammed, der den kosmischen Sinn beim intuitiven Niederschreiben des Korans als „Gabriel“ bezeichnete, bei Dante, der den kosmischen Sinn „Beatrice“ benannte. R. Bucke vermag auch zu zeigen, dass solch beschriebene Einweihungen oder geistige Wiedergeburten nichts mit Mystizismus, Okkultimus oder etablierten Religionen zu tun haben. Er beschreibt diese klar definierten geistigen Zustände einer ganzheitlichen Sicht des Universums vom psychologischen Standpunkt aus.
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In diesem bislang skizzierten Kontext ist das Oratorium GABRIEL – EKSTASE DER REINHEIT ein stammelnder Versuch, das in der Sphäre des Namenlosen und Begriffslosen verortete Phänomen der Engel als Boten einer universellen geistigen Dimension zu erfassen. Durchgängige Parameter sind auch hier die Lichtqualität des kosmischen Bewußtseins (ob gleissende Helle, weisser Lichstrahl oder flammendes Feuer), das Verstummen, Stammeln oder die Reduktion auf Urlaute wie „A“ und „O“ (weil jede Sprachlichkeit beim Erleben der All-Einen Sphäre versagt). Das Zeitempfinden ändert sich angesichts des Erspürens von „Ewigkeit“. Vor allem das Ich-Bewusstsein mit dem „Denken“ des Ich-haften Verstandes hat angesichts der Engel – als den Vorstufen zu „Gott“ – völlig zu erblassen. Das Ich-hafte Denken bewertet in Polaritäten. Diese Polaritäten sind in der immateriellen Welt verschwunden: die Wesen sind (auch in den berichteten Nahtoderfahrungen) androgyn jenseits von weiblich-männlich; es gibt keine Wertung von gut-böse (die Sünderin oder der Zöllner sind bei Jesu vollwertige Menschen), die Antinomie von Leben versus Tod hat ihren Schrecken verloren.: selbst das Licht hat seine Polarität von Licht versus Schatten verloren: einstimmig wird das Paradoxon von „schattenlosem Licht“ beschrieben, das nur noch als wärmende helle Liebe ohne negative Trübung erlebt wird.
Engel befreien von den Fesseln und der Schwere der Materie, befreien vom Ich-Bewusstsein mit seiner Begrenztheit des Verstandes. Deswegen sind sie – gerade in den Künsten - symbolhaft als Wesen mit Flügeln dargestellt.

ANMERKUNGEN ZU DEN SIEBEN SÄTZEN:

Satz 1: „Gabriel“ ist einer der nur drei in der Bibel genannten Engel und meint „Die Kraft Gottes“. Er ist Fackel in dunkler Nacht und als Hüter des weißen Lichstrahls steht er für Reinheit und Klarheit. Er ist der Engel der Verkündigung, der auf Neubeginn und geistige Wiedergeburt (prototypisch auch bei Maria und Elisabeth) verweist.

Satz 2: Hildegard von Bingen (1098-1179) war eine großer Seherin, deren gesamtes Werk vom Erleben der Engel als Boten aus der ewigen Dimension durchdrungen war. Ihr Antiphon
„O gloriosissimi lux vivens angeli“ verweist auf das zentrale „Licht“ und versucht, durch stammelnde Metaphern und eine Betonung der anrufenden Vokale sich der Ich-haften Sprache zu entziehen. Bezeichnenderweise hat Hildegard von Bingen mit ihrer „Lingua Ignota“ eine Geheimsprache erstellt, um das Jenseitige ihrer spirituellen Erfahrung auszudrücken. Daraus werden abschließend vier Worte von A bis Z zu Klang gebracht: „Aigouz“ (Gott) und „Aieganz“ (Engel), „Zuuenz“ (das Heilige) und „Zilix“ (Gefährte).

Satz 3: „SANCTUS“ ist das Lob des Ewigen aus dem Geiste einer grundsätzlich positiven Haltung, - in der immateriellen Welt gibt es keine Polaritäten mehr und kein „Gut-Böse“.
Lob des Universums ist daher im Grundsatz die Aufgabe der Engel. Im Buch Jesaja 3,6 findet sich das Dreimalheilig in Jesajas Berufungsvision erstmals den Engeln zugeschrieben und ist bis zu heutigen liturgischen Formen zentraler Punkt des transzendentalen Schauens. Das Singen des „Sanctus“ gilt als Teilhabe an der himmlischen Liturgie.

Satz 4: Hier wird aus dem Beginn des Lukas-Evangelium in lateinischer Sprache die vielleicht berühmteste Erwähnung des Engels Gabriel evoziert, - sein Auftreten als Verkündigungsengel. Zunächst bei Elisabeth, dann bei Maria, wird von Gabriel die Geburt von Johannes dem Täufer und von Jesu angekündigt.

Satz 5: In seinem Gedicht THE LILY / DIE LILIE hat William Blake (1757-1827) intuitiv die zentralen Parameter des kosmischen Bewusstseins verdeutlicht, - die Reinheit der weißen Farbe und die Absenz von Polarität: während die Schönheit der Rose noch durch die Dorne konterkariert ist, ist die Schönheit der Lilie unbefleckt.

Satz 6: Über das „Licht“ als Quelle des Universums und des Lebens überhaupt könnten bändeweise Aussagen und Weisheiten zusammengetragen wird. Es durchzieht (auch verwandt mit Flammen und Feuer) alle Berichte und Darstellungen von Heiligem (siehe auch den Heiligenschein), von purer Geistigkeit, von Visionen und kosmischer Schau. Nicht umsonst setzte der ägyptische Echnaton die Sonne als „Aton“ ins Zentrum seines göttlichen Namenlosen, nicht umsonst beginnt bei Moses in der Genesis die Schöpfung der Welt mit einem „Es ward Licht!“, nicht umsonst wird interkulturell und zeitenübergreifend der Sterbevorgang des Menschen als Eintritt in das Licht beschrieben. Wie das Nirwana alles Leben, oder die „Null“ mathematisch alle Zahlen enthält, wie aus der Stille aller Klang entsteht, so enthält der weißte Lichtstrahl – stimmigerweise Gabriel zugeschrieben – alle Spektralfarben des Regenbogens.
Satz 7: Das Lob der Schöpfung, die grundsätzlich positive Ausrichtung der Engel als Boten eines vollkommenen All-Einen Universums, verkörpert sich in der jubelnden Anrufung des ALLELUJA. Jenseits der Sprache, nur noch als Klang wird das Mysterium der Existenz unser Welt gefeiert, - sozusagen das „Kerngeschäft“ aller Engel.

Widmung: Meinem Sohn Gabriel gewidmet

Anmerkungen: Auftragskomposition des Aachener Bachvereins (künstlerischer Leiter Georg Hage) für ein Festkonzert zum 50. Jubiläum der Aachener Bachtage. Im Konzert zusammen mit der Philharmonie Südwestfalen erklingt auch von J.S. Bach die Gloria-Kantate BWV 191 sowie von F. Mendelssohn-Bartholdy der "Lobgesang".

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Presse in Aachener Zeitung: Dietrich Lohrmann schreibt in seiner Richtigstellung zu einer ziellos-inkompetenten Kritik von "der eigentlichen Originalität des Programmes, der Uraufführung eines modernen Oratoriums mit eher kosmisch-mystischem Hintergrund": "Die Musik sagt hier alles. Mit einer gewaltigen Explosion von Pauken- und Tubenklang geht es los und endet in einem lang gestreckten, fast unendlich dahinschwindenden Decrescendo bis in die völlige Stille, perfekt aufgeführt und begeistert aufgenommen. Die Uraufführung eines hörenswerten Werkes von Enjott Schneider war meines Erachtens der bemerkenswerteste Teil... und eine große Auszeichnung für die Musikstadt Aachen".

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TEXTE in Latein und Englisch:
Satz 1: instrumental
Satz 2: Antiphon der Hildegard von Bingen (1098-1179)
O gloriosissimi lux vivens angeli (O ruhmreiche Engel des lebendigen Lichts)
qui infra divitatem (In der Gottheit entdeckt ihr)
divinos oculos (mit göttlichen Augen)
cum mistica obscuritate (in mystischer Dunkelheit)
omnis creature aspicitis (die gesamte Schöpfung)
in ardentibus desideriis (mit brennender Sehnsucht)
unde nunquam potestis saciari (und niemals könnt ihr euch daran ersättigen.)

Satz 3:
Sanctus, sanctus, sanctus (Heilig, heilig, heilig)
Dominus Deus Sabaoth (Herr aller Mächte und Gewalten)

Satz 4:
Die Verkündigung (Lukas-Evangelium 28-32)
28: Et ingressus angelus ad eam dixit (Und der Engel kam zu ihr herein und sprach:)
Ave gratia plena Dominus tecum (Gegrüsset seist Du, der Herr sei mit Dir)
Benedicta tu in mulieribus (Du Gebenedeite unter den Frauen)
29: quae cum vidisset turbata est (Als sie ihn sah erschrak sie)
In sermone eius et cogitabat (über seine Rede und dachte:)
Qualis esset haec salutatio (Was ist das für ein Gruss?)
30: et ait angelus ei ne timeas (Und der Engel sprach zu ihr:)
Maria invenisti enim gratiam (Fürchte dich nicht, Maria!)
Apud Deum (du hast Gnade bei Gott gefunden.)
31: ecce concipies in utero (Siehe, du wirst schwanger werden)
Et paries filium (und einen Sohn gebären)
Et vocabis nomen eius Jesum (den sollst du mit Namen Jesu heißen.)

Satz 5: Poem by William Blake (1757-1827)

The modest Rose puts forth a thorn,
The humble sheep a threat’ning horn:
While the Lily white shall in love delight:
Nor a thorn nor a threat stain her beauty bright.

Die schlichte Rose bringt einen Dorn hervor,
Das bescheidene Schaf ein drohendes Horn:
Während die weiße Lilie mit der Liebe erfreut:
Kein Dorn, keine Drohung befleckt ihre helle Schönheit.

Satz 6: Das Licht der Ewigkeit, instrumental

Satz 7: Alleluja
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Der Hildegard-Forscherin und Theologin Dr. Barbara Stühlmeyer danke ich für Beratung und Übersetzung der Hildegardschen Texte.

Uraufführung:  12.11.2023, Aachen im Eurogress

Uraufführung Interpreten: 12. November 2023 bei den 50. Aachener Bachtagen im Aachener Eurogress mit dem Aachener Bachverein, der Philharmonie Südwestfalen, Sophia Körber (Sopran), Markus Schäfer (Tenor), Leitung: Georg Hage


Die Tonbeispiele oben entstammen einem Mitschnitt der Uraufführung Aachen 11. November 2023
Recording: ANDREAS BERTRAM