Kategorie:  Kammermusik , Symphonie / Orchester

Sätze: 1: VLAD DRACUL: ODERINT DUM METVANT
2: LUNA SU TIRGOVISTE
3: IL BALLO TRANSILVANO
4: BACIO DI SANGUE

Dauer: 25 Minuten

Notenausgabe: Schott Music , Leihmaterial bei Schott Klavierauszug in Vorb. , 2011

Besetzung: Trompete (B)
Tenorposaune
Bassklarinette
Fagott (auch Kontrafagott)
Schlagzeug (Marimbaphon, Vibraphon, Crotales. Große Trommel, kleine Trommel, Tamtam, 2 Becken, Triangel, Woodblock, 2 Toms, Röhrenglocken)
Cembalo (Konzertcembalo mit möglichst tiefem F°, das nach E° gestimmt wird)
Violine
Viola 1+2
Violoncello 1+2
Kontrabass
(die Streicherbesetzung kann solistisch oder orchestral
mindestens 6-4-4-3-3-3 sein)

Soloinstrumente: Posaune, Trompete (B)

Vorwort: Zum Programm:
Das Concerto grosso thematisiert vor allem den historischen Dracula, den grausamen Fürsten Vlad Tzepesch (Vlad der Pfähler), der von 1431 bis 1476 im heutigen Rumänien lebte und das Vorbild für Bram Stokers berühmten Schauerroman von 1897 war. Vlad III Draculea wurde von seinem Vater Vlad II Dracul als Geisel an Sultan Murad gegeben, wo er als Knabe jahrelange Folter seiner Peiniger erlebte (zu sexuellen Diensten und zum Essen von Kot und Menschenfleisch gezwungen). Dies prägte den pupertären Vlad derart, dass er dann als Fürst selbst von beispielloser Grausamkeit war: Berüchtigt war sein "Pfählen" (qualvolles viertägiges Sterben der an Stangen aufgespießten Opfer) - er ließ bisweilen bis zu 20.000 türkische Soldaten am Spieß aufgestellt - weshalb er den Beinamen Vlad Tepes (Tzepesch), der "Pfähler" erhielt. Vor seinen sadistischen Bestrafungen wie Teeren, Federn, lebendig Verbrennen, Hängen, kannibalischem Fleisch- und Blutgenuss blieben auch Frauen und Säuglinge nicht verschont. Dennoch wird er heute in Rumänien noch als gerechter Herrscher und Nationalheld verehrt.
Zu den Sätzen:
1: ODERINT DUM METVANT ("Sie mögen mich hassen, solange sie mich nur fürchten"), ein wildes Allegro auf Basis frühbarocker Ritornellstruktur.
2: LUNA SU TRAGOVISTE ist ein Adagio in schauerlichem Pianissimo und vermittelt das nächtlich-stumme Schreien der Gepfählten, die zu Tausenden um die Stadt Tirgoviste aufgespießt fand.
3: IL BALLO TRANSILVANO nimmt Bezug auf Vlads hinterhältige Freundlichkeit, Bettler, Zigeuner und Kranke zu einem Fest zu empfangen, in dessen Verlauf sie dann umgebracht wurden. Ein originales Zitat war "Schaffen wir die Armut ab, indem wir die Armen abschaffen!". Musikalisch geschieht dies in einem vampirisch zuckrigen Valse Lento, der sich unerwartet immer wieder in eine aggressive Metrik verwandelt.
4:BACIO DI SANGUE nimmt Abschied vom historischen Vlad III und feiert in einem aristokratisch-neobarocken Vivace den Blutkuss jener schaurigen Untoten, wie wir sie aus der langen Reihe der "Dracula"-Filme kennen. Das historisch dokumentierte Grab von Vlad III im rumänischen Snagov wurde 1931 geöffnet.... und man fand keine sterblichen Überreste. Also wird Dracula doch noch unter uns weilen?

Widmung: Für Angelika Frei (1. Soloposaunistin der Badischen Staatskapelle Karlsruhe), die diese Komposition initiierte und inspirierte.

Uraufführung:  03.07.2011, Staatstheater Karlsruhe

Uraufführung Interpreten: Wolfram Lauel (Trp), Angelika Frei (Posaune) mit dem Ensemble Leonie Gerlach (BKl), Ulrike Bertram (Fg(KFg), Raimund Schmitz (Percussion), Markus Bieringer (Cembalo), Viola Usadel (Violine), Christoph Klein und Anna Niehaves (Vla 1+2),Benjamin Groocock und Wolfgang Kursawe (Vc 1+2), Xiaoyin Feng (Kb)
KAMMERKONZERT IN DER INSEL / Badisches Staatstheater Karlsruhe

Uraufführung Presseberichte: BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN 22.3.2010: EIN CONCERTO GROSSO ÜBER DRACULAS LEBEN (von Birgitta Schmid)
Enjott Schneiders "Draculissimo", ein Concerto grosso für Trompete, Posaune und Kammerensemble, war das am größten besetzte Werk. Vom Cembalo aus leitete Markus Bieringer die Uraufführung des viersätzigen Werkes über das Leben des historischen Dracula, des grausamen Fürsten Vlad Tzepsch, aber auch über seine Rezeption in Literatur und Film. Grausamkeit gebiert Grausamkeit, das Leben des Fürstensohnes, der als kindliche Geisel der Folternausgesetzt war, ist der beste Beweis dafür. Ob sich alle, die der aktuellen Vampirmode anhängen, dessen bewußt sind? Enjott Schneider mit der barocken Musizierweise spielendes Concerto evoziert beide Sphären, es balanciert auf dem schmalen Grat zwischen echtem Schrecken und schauerlichem Effekt. Schwer lastend, mit latenter Aggressivität und hartnäckig durchgezogenen Rhythmen das wilde Allegro des ersten Satzes, von Nebelschwaden umwabert der zweite mit seinen Klagen in extremen Lagen, ein schauerlicher langsamer Walzer, bei dem Klänge in Geräusche übergehen der dritte, zum Abschluss ein furioser Tanz, der von dreckig rohem Gelächter unterbrochen wird.

ACHTUNG:...................................................................................................................................................Die audio-snapshots unten sind keine Mitschnitt der Uraufführung, sondern nur eine Computersimulation (Sampling Demo):