Kategorie:  Chor / Vokal , Orgel / Sacred Music

Sätze: 
TEXT VON MARTIN LUTHER
Sie ist mir lieb, die werte Magd
und kann ihr nicht vergessen,
Lob, Ehr und Zucht von ihr man sagt,
sie hat mein Herz besessen.
Ich bin ihr hold,
und wenn ich sollt
groß Unglück han,
da liegt nicht an;
sie will mich des ergetzen
mit ihrer Lieb und Treu an mir,
die sie zu mir will setzen
und tun all mein Begier.

Sie trägt von Gold so rein ein Kron,
da leuchten inn zwölf Sterne,
ihr Kleid ist wie die Sonne schon,
das glänzet hell und ferne;
und auf dem Mon
ihr Füße stohn;
sie ist die Braut,
dem Herrn vertraut.
Ihr ist weh und muss gebären
ein schönes Kind, den edlen Sohn
und aller Welt ein Herren,
dem sie ist unterton.

Das tut dem alten Drachen Zorn
und will das Kind verschlingen,
sein Toben ist doch ganz verlorn,
es kann ihm nicht gelingen.
Das Kind ist doch
gen Himmel hoch
genommen hin
und lässet ihn
auf Erden fast sehr wüten.
Die Mutter muss gar sein allein;
doch will sie Gott behüten
und der recht Vater sein.

Dauer: 9 Minuten

Notenausgabe: Strube-Verlag München , 2015

Besetzung: Gemischter Chor S1 S2 A T B (mit teilweisen Teilungen)

Textdichter: Martin Luther (1534) erstmals gedruckt Klugsches Gesangbuch 1535

Vorwort: Martin Luthers „Lied von der Heiligen Christlichen Kirchen, aus dem 12. Kapitel Apokalypsis“ wurde erstmals im Klugschen Gesangbuch von 1535 abgedruckt und ist ein spätes sowie einem ungewöhnlich kunstvollen Versschema folgendes Kirchenlied.
Es thematisiert die prophetische Vision der „Apokalyptischen Frau“ aus der Offenbarung des Johannes. Mit dieser Frau ist in dem insgesamt rätselhaften und geheimnisvollen Text die Jesusmutter Maria gemeint. Es ist jedoch keine eindimensionale Marienverehrung. Vielmehr steht Maria hier als Symbol für die gesamte Kirche. „Die Frau“ repräsentiert in vielen Stellen der Bibel die gemeinde Gottes, im Alten Testament
Das Volk Israel, im Neuen Testament das geistliche Israel und dann die christliche Gemeinde: die Zwölfzahl der Sterne symbolisiert in diesem Sinne die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel. Sie Sternenkrone ist das Zeichen der Fülle und der königlichen Würde.
Martin Luthers Lied greift die intensiven Bilder der Sonne, des Mondes und des Drachen (Metapher für den Satan) auf und beschreibt damit seine Vision einer künftigen Kirche. Das Lied ist nur selten rezipiert, obwohl es formal, sprachlich und in seinem geheimnisvollen Gehalt zu seinen besten Dichtungen zu zählen ist.
In der vorliegenden Vertonung wurde auf die historischen Melodieentwürfe kein Bezug genommen. Lediglich bei der Textstelle „Ich bin ihr hold...“ wurde die Vertonung des Michael Praetorius von 1610 zitiert, um etwas von dieser 450jährigen Aura dieses Liedes zu beschwören.

Text der Apokalypse, auf die Martin Luther Bezug nahm:

Die Frau und der Drache
1 Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone mit zwölf goldenen Sternen. 2 Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte große Qual zur Geburt.
   3 Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen; 4 und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor das Weib, die gebären sollte, auf daß, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße.
  5 Und sie gebar einen Sohn, ein Knäblein, der alle Heiden sollte weiden mit eisernem Stabe. Und ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Stuhl. 6 Und das Weib entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, bereitet von Gott, daß sie daselbst ernährt würde tausend zweihundertundsechzig Tage.

Widmung: Domkapellmeister Prof. Roland Büchner und den Regensburger Domspatzen gewidmet

Anmerkungen: Auftragswerk der „Regensburger Domspatzen“ für eine gleichnamige CD-Produktion und Konzerttourneen

Uraufführung:  28.06.2015, Eichstätter Dom um 19 Uhr im Rahmen der Eichstätter Domkonzerte

Uraufführung Interpreten: Regensburger Domspatzen, Ltg. Roland Büchner, am 26.7.2015 findet dann im Regensburger Dom die Regensburger Erstaufführung der Motette statt, zusammen mit dem 8stg. SONNENGESANG