Kategorie: Symphonie / Orchester
Sätze: 1: Revelation (Die Entschleierung)
2: The four horsemen (Vier apokalyptische Reiter)
3: Angel of Abyss (Engel des Abgrund)
4: Armageddon – Final Battle (Kampf zwischen Dunkel und Licht)
5: Water of Life (Wasser des Lebens)
Dauer: 25 Minuten
Notenausgabe: Verlag Ries & Erler Berlin , 2015
Besetzung: 4 Soloposaunen (T T T B)
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2 Flöten (2. auch Picc.)
2 Oboen (2. auch Englischhorn)
Klarinette B
Bassklarinette
Fagott
Kontrafagott
4 Hörner F
3 Trompeten B
Pauke
Percussion 1+2
Große Streicherbesetzung (14-12-10-8-6)
Soloinstrumente: Posaune
Vorwort: APOCALYPSIS. END OF TIME
Visions for 4 trombones & orchestra
APOCALYPSIS. VOM ENDE DER ZEIT - Visionen für 4 Posaunen und Orchester
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Vorwort:
Erstmals seit den Gräueln des II. Weltkrieges liegt es wieder einmal nahe, sich apokalyptischen Gedanken hinzugeben und Endzeit wie Weltuntergang zu vermuten: Katastrophen in allen Erdteilen, Klimawandel eines sich permanent erhitzenden Planeten, Terror und Krieg in allen Erdteilen mit Elend, allgegenwärtigem Sterben und endlosen Flüchtlingsströmen. Die Menschheit am Abgrund? - Die „Offenbarung“ des Johannes von Patmos als letztem Kapitel der Bibel gewinnt vor diesem Hintergrund plastische Gestalt. Darin werden – begleitet vom Ruf der 7 Posaunen – die 7 Siegel geöffnet: die vier apokalyptischen Reiter bringen Elend, Hunger und Not in die Welt, dann folgen kosmische Katastrophen mit Hagel, Feuer mit Blut vermischt, brennenden Bergen, der Abgrund öffnet sich und spuckt Heuschrecken und anderes Fabelgetier aus, um mit Abaddon – dem Engel des Abgrunds – die Menschen zu quälen. Mit dem Drachen kommt der Satan selbst, konfrontiert von 7 Engeln mit 7 Schalen der 7 Plagen.... Alles mündet schließlich in die große letzten Schlacht von Gut und Böse. In diesem Endkampf, „Armageddon“ genannt, wird sich – so die Vision des Johannes – alles auflösen: Himmel und Erde verschwinden und gehen nach dem Ende aller Zeit in einen friedlichen Zustand über, in dem das „Wasser des Lebens“ allen Menschen einer neuen Welt dann frei gegeben werden wird.
Die „Apokalypse“ ist eine phantasmen- und symbolvolle Synthese von grellsten Visionen, in der Überlagerung von Bedeutungsschichten spannend zu lesen und auf jeden Fall extrem anregend. Da das musikalische Instrument der „Posaune“ sich wie ein roter Faden durch diese visionäre Mythensammlung zieht lag es nahe, sich kompositorisch diesem Stoff über den solistischen Klang von vier Posaunen zu nähern.
Anmerkungen zu den einzelnen Visionen:
1: Revelation (Die Entschleierung) versucht als gewichtiger Kopfsatz eine Zusammenschau, schildert Abgründe, Beklemmung, irrationale Klangfortschreitungen und gipfelt in der C-Dur-Klimax aus Mahlers Sinfonie Nr. 2 „Auferstehung“, die zur musikalischen Chiffre einer positiven Weltvision geworden ist.
2: The four horsemen, die vier apokalyptische Reiter, können als ein von hektischer Bewegung und Unrast getriebenes Scherzo bezeichnet werden: die weißen, feuerroten, schwarzen und chlorbleichen Pferde sind nicht aufzuhalten und walzen in einem Horrorszenario alles nieder. Die vier Reiter verkünden drastisch den Schrecken der Endzeit und rufen zum Sieg des Guten über das Böse auf. Diese so archetypische wie plakative Dramaturgie hat über Jahrhunderte vom Mittelalter bis zu Albrecht Dürers bekanntem Holzschnitt (1497) und modernen Fantasy-Filmen und Computerspielen die Menschen beschäftigt und vor allem Bildende Künstler zu expressiven Werken inspiriert.
3: Angel of Abyss (Engel des Abgrunds) ist eine so rätselhafte wie scheußliche Phantasie-Kreatur und stellt im vorliegenden Werkzyklus den langsamen Satz dar. Das Wort ist eine Zusammensetzung des griechischen „abaton“ (Grube) und des hebräischen „abad“ (Vertilgung, Untergang, Abgrund). Man findet es im Alten Testament (Buch Hiob und in den Psalmen 28,22 sowie 88,11) im Zusammenhang mit dem Totenreich „Scheol“. In der Spokalypse ist mit „Abaddon“ vor allem im 9. Kapitel „Engel des Abgrund“ bezeichnet: ...er tat den Brunnen des Abgrunds auf, und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen....und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde; und ihnen ward Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben.... Und es ward ihnen gegeben, daß sie nicht töteten, sondern sie quälten fünf Monate lang.... und in den tagen werden die Menschen den Tod suchen, und nicht finden; werden begehren zu sterben, und der Tod wird vor ihnen fliehen...und ihre Zähne waren wie die der Löwen; und hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel wie das Rasseln an den Wagen vieler Rosse, die in den Krieg laufen; und hatten Schwänze gleich den Skorpionen... Und hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds, des Name heißt auf hebräisch Abaddon.
4: Armageddon – Final Battle (Kampf zwischen Dunkel und Licht) ist der Finalsatz, als Rondo gebaut, voller Bewegungsmuster und dynamischer Kontrasten, in denen alle Motive der vorangegangenen Sätze nochmals wütend aufblitzen.
5: Water of Life (Wasser des Lebens) ist ein kurzer Epilog, in dessen Friede alle Kontraste, Schmerzen und Konflikte aufgehoben sind. Der Versuch einer hellen Vision der Zeit nach der Zeit. Stillstand der Zeit. Skizzierung einer Welt ohne den unheilbringenden Menschen.
Widmung: ...dem QUADRIGA Posaunenquartett in Freundschaft gewidmet
Uraufführung: 08.04.2016, Jena, Volkshaus
Uraufführung Interpreten: QUADRIGA-Posaunenquartett und Jenaer Philharmonie, Ltg.: GMD Marc Tardue. Die Quartettsolisten sind Carsten Luz, Holger Pfeffer, Martin Zuckschwerdt und Jan Böhme