Kategorie: Chor / Vokal
Sätze: ALS ICH EIN KIND WAR
für Chor, Flöte, Viola, Violoncello, Kontrabass und Percussion
(nach einem Gedicht von Ernst Moritz Arndt, 1811)
Dauer: 5:30
Notenausgabe: als Manuskript beim Autor
Besetzung: Chor (Sopran 1+2 Alt 1+2 Tenor Bass 1+2) und Querflöte, Viola, Violoncello, Kontrabass und Percussion
Percussion (auch von Choristen spielbar):
Tomtom, Triangel, Claves, Tamtam, metal chimes,
Basstrommel, Röhrenglocke (as1 und e2)
Textdichter: Ernst Moritz Arndt (1769-1860)
Vorwort: „Kindsein“ war selten eine Zeit des Glücks...so wenig wie eine Geburt ein schmerzfreier Moment des Lebens ist. In der Retrospektive der Erwachsenen wird das „Kindsein“ allerdings gerne verklärt und idealisiert. Zu schön waren das Enthobensein von Verantwortung oder Selbstdisziplin, zu schön die Zeitlosigkeit eines Lebens ohne Uhr und Terminkalender. Das Kind vermag ganz im Augenblick zu leben und relativiert sein Tun nicht unter dem Aspekt eines „Gestern“ oder „Morgen“.
Folgerichtig mündet das romantisch verklärende Gedicht mit der Sehnsucht nach einer nie mehr wiederkehrenden Kindheit mit jenem Archetyp „O warum blieb ich nicht ewig ein Kind?“.... der uns allerorten in Poesie und Psychoanalyse
begegnet. In der Kindheit ist in der Tat der "Augenblick" zum Raum geworden!
Der Dichter Ernst Moritz Arndt wurde am 26.12. 1769 bei Garz auf der Insel Rügen geboren und starb am 29.1.1860 in Bonn. Er verkörpert in Reinform die romantische deutsche Seele, - obwohl er zeitlich ein Jahr vor Beethoven geboren wurde. Er war eine schillernde Figur, Revolutionär mit bewegter Biographie, Gegner Napoleons, Freiheitskämpfer – aber auch Hochschulprofessor und Buchautor. Seine Bedeutung wird heute wegen einiger antisemitischer Äußerungen allerdings auch kontrovers diskutiert, weil seine „Romantik“ im Nationalsozialismus sehr systemkonform interpretiert wurde.
Anmerkungen: TEXT DES GEDICHTES:
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Als ich ein Kind war,
Was sah ich für Farben!
Himmlische Schimmer
Glänzten im Abendschein,
Glänzten im Morgenrot......
Als ich ein Kind war,
Was fand ich für Blumen!
Nicht bloß die blauen
Lieblichen Veilchen,
Nicht dich, rote Rose,
Blumenkönigin allein.
Nicht euch, ihr schneeweißen
Unschuldkinder, Lilien, allein –
Ach! noch zehntausend
Andere....
Als ich ein Kind war,
Was hatt´ ich für Träume!
Kann ich es nennen,
Was Namen nicht hat?.....
O mache mich wieder
Wie ein unschuldiges Kind!
Ach! nur ein Lallen,
Ein leises Stammeln
Jener Gefühle!
Einen Ton jener Klänge!
O warum blieb ich
Nicht ewig ein Kind?
1811, Ernst Moritz Arndt:
Gedichte. Vollständige Sammlung, Berlin 1860
Uraufführung: 27.10.2018, Hochschule für Musik und Theater München, Carl Orff-Saal im Gasteig, in der NACHT DER NEUEN MUSIK "Antennenglühen"
Uraufführung Interpreten: Chor und Ensemble der Münchner Musikhochschule, Leitung: Dorothea Körndle, Gesamtleitung Prof. Martin Steidler (eine Voraufführung fand am 25. Juli 2018 im Großen Konzertsaal der Münchner Musikhochschule statt).