Kategorie:  Kammermusik , Symphonie / Orchester

Dauer: 13 Minuten

Besetzung: 1 Flöte (auch Piccolo)
1 Oboe
2 Klarinetten in B
1 Fagott
1 Waldhorn (F)
1 Schlagzeuger: mit Pauken (mittel/tief) , Vibraphon, große Trommel (auch mit Pedal gespielt), hängendes Becken, TamTam, 2-3 Tomtoms, 2-3 woodblocks, crash-Blech ad lib., Triangel (klein, hängend), Xylophon (ad lib.), kl. Trommel

a) Streicherbesetzung orchestral:
Vl.1 - Vl.2 - Vla. - Vc - Kb (mindestens 6-6-4-3-2)
Mit Solovioline und Solovioloncello

a) Streicherbesetzung solistisch:
Vl.1 - Vl.2 - Vla. - Vc - Kb


Uraufführung am 9. April 2008 BlackBox im Gasteig München mit
"die taschenphilharmonie" Leitung: Peter Stangel im Rahmen des
Konzertes "Gegenschnitt 6: Brahms - Schneider"

Vorwort: Wie mit dem Titel "Aimez-vous Brahms?" des Romans von Francoise Sagan (1960) schelmisch angedeutet, wird das "ungarische" Element bei Brahms unkonventionell hinterfragt: Mit dem ungarischen Geiger Eduard Reményi (1830-1898) als dessen Klavierbegleiter durch deutsche Lande ziehend, verinnerlichte sich Johannes Brahms die
unterhaltende und populäre "Zigeunermusik", mit welcher Reményi seine Konzertprogramme effektvoll aufputzte, um der bürgerlichen Freude an wildromantischen Exotismen entgegenzukommen. Diese "Ungarismen" hinterließen in Brahms Werk (von Kammer- bis Orchestermusik) deutliche Spuren, nicht nur in den "Ungarischen Tänzen" oder in den späten "Zigeunerliedern" op. 103 und op. 112, sondern in vielen Einzelsätzen und Themenstrukturen.
Der vorliegende "Fast-ungarische Tanz für Orchester" will die Verbindungslinien von der bürgerlichen "Zigeunermusik" zur anarchischen und authentischen Volksmusik aufzeigen. Neben Brahmszitaten (aus dem Violinkonzert op. 77, den "Ungarischen Tänzen" Nr. 1 und 6 u.a.) stehen percussionsdominierte wilde Passagen über archaischen Bordunen, Polyrhythmik, asymmetrische 11/8-, 5/8- oder 7/8-Rhythmen, wie sie in der authentischen ungarischen Dorfmusik üblich waren.
Musikalisch ist das ungarische Idiom viel weitreichender, als die heutigen Landesgrenzen vermuten lassen: transsilvanische Musik der (heute) rumänischen Karpaten war über 1000 Jahre das Herzstück Ungarns, eine wilde und virtuose Musikform, die von vielen ethnischen Gruppen aufgenommen wurde. Die Überlieferung der archaischen Schicht der ungarischen Folklore durch Bela Bartok und Zoltan Kodály ist heute für die Kenntis dieser Musik ebenso bedeutsam wie die auf CD's dokumentierten Klangreisen vieler Ensembles und Interpreten aus dem rumänisch-ungarisch-bulgarischen Raum, die zu spannendem Entdecken alteuropäischer Wurzeln des Musikalischen einladen.

Widmung: Dem Dirigenten der "Taschenphilharmonie" Peter Stangel mit seinem
leichtfüssigen - aber tiefgängigen - Humor herzlichst gewidmet

Uraufführung:  04.09.2008, BlackBox Gasteig München

Uraufführung Interpreten: Uraufführung mit ?die taschenphilharmonie? Leitung: Peter Stangel im Rahmen des Konzertes ?Gegenschnitt 6: Brahms ? Schneider?

Uraufführung Presseberichte: Süddeutsche Zeitung vom 11.4.2008 zur UA
Am meisten Gelegenheit, Lorbeeren zu ernten, fanden die Musiker...in den beiden Uraufführungen des Abends, Kompositionen von Enjott Schneider. Schneider, Professor für Filmmusik an der Musikhochschule München, stellte die Frage nach der Brahms-Substanz in den Zusammenhang zeitgenössischen Komponierens: mal mehr ('Brahms occasionally relooped'), mal weniger ('Aimez-vous Brahms? Ein fast-ungarischer Tanz') dicht am Puls neuerer Tonsprachen. Die Loops des ersten Stücks nehmen mehr das bloße Material als substantiellen Ausgangspunkt, doppeln und kombinieren es neu, während der 'Fast-Ungarische Tanz' tiefergehende Strukturen, Stimmung und bAusdruck aufdeckt. Viel Beifall. (Johannes Rubner)