Zum einen sind extrem viele Konzert und World Premieren gecancelt worden: “The Dao of Water“ mit dem Hongkong Chinese Orchestra am 22.2. fiel aus; auch am 2.5. in Taipei die Premiere von „Hidden World of Demons & Spirits“, am 6.6. in Beijing ein „mein“ Geburtstagskonzert des China National Symphony Orchestra, am 11.6. in Krasnoyarsk die Uraufführung und CD-Produktion von drei Werken, am 27.5. eine Uraufführung in Luxembourg…Auch CD-Produktionen im Dom zu Essen am 24.4., in der Münchner Philharmonie am 28.6. und in der Theatinerkirche am 28.7. mit dem Münchener Bachchor…. Kahlschlag: fast 30 Konzerte finden also aktuell nicht statt!

     Zum anderen gab es aber auch Kompositionsaufträge, die ohne diesen mysteriösen Covid19 gar nicht zustande gekommen wären. Von zwei sehr speziellen Situationen möchte ich gerne berichten:

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         1) Schon früh in der Corona-Krise bekam ich aus China den Auftrag, für das Beijing Symphony Orchestra und für das Tianjin Symphony Orchestra ein Werk „zum Corona-Virus“ zu schreiben, das dann am 6. März bei Wiedereröffnung des symphonischen Shut Downs als Ouvertüre gespielt werden sollte. Ich startete am 10. Februar und hatte die 48 Seiten der Partitur tatsächlich am 20. Februar fertiggestellt…aber die Wiedereröffnung der Orchester wurde auf April verschoben, dann nochmals auf Anfang Mai… wozu die Orchester jetzt schon proben, - zum Teil sogar online via Skype. Das Werk heißt WUHAN 2020. SYMPHONIC POEM FOR ORCHESTRA. Es ist „den tapferen Menschen in Wuhan“ gewidmet, thematisiert die science fiction-ähnlich Irrealitäten, die Ängste, dann aber den Mut des Durchhaltens und die Hoffnung.  Mit dem Chefdirigenten Biao LI in Beijing und Tianjin habe ich einen guten Freund und musikalischen Sachverwalter.

        

 

            2) Anläßlich des Todes von Krzysztof Penderecki am 29. März 2020 kam es zu einem Kompositionsauftrag des Silesian Philharmonic Symphony Orchestra in Katovice/Polen. Es soll ein Werk „In Memoriam Penderecki“ entstehen, was ich mir als „Mazurka Triste“ vorgab… ist doch die Mazurka der Spiegel der polnischen Seele ….und mit Pendereckis Tod ist diese Seele sehr verletzt worden. Die Spielregeln sind ganz dem Covid19-Lockdown geschuldet: Ich sollte am Montag, den 6. April 2020 die Komposition mit zwei Werk-Anfängen beginnen. Diese wurden mit Partitur + Klangdemo ins Internet gestellt, damit das Publikum eine Auswahl per digitalem Votum trifft. Am Montagabend erhielt ich dann das Votum … so dass ich über Nacht dann die nächste Minute in zwei Varianten A1 und A2 (wieder zum Auswählen) komponieren und produzieren sollte. Am Dienstag entschied die Internetcommunity dann für A1 und ich komponierte über Nacht wieder B1 und B2…und so weiter. Mit E1 und E2 waren dann alle 12 Teile komponiert, - und die „Mazurka Triste“ fertig. Nun wird aktuell (via Video-Proben) das Werk von der Schlesischen Philharmonie eingeübt, dann eingespielt und letztlich auf Tournee in Polen mehrfach vorgeführt. -

Es war eine stressreiche aber höchst spannende Erfahrung, - erstmal in der Musikgeschichte entstand also ein Werk mit kontinuierlicher Publikumsbeteiligung. 

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