Worldpremiere Hongkong 2019 February

ASIEN – EINE SEHNSUCHT

            Überblicke ich die musikalischen Schwerpunkte der letzten Monate und Jahre, so kommt „Asien“ eine herausragende Bedeutung zu. Dazu zählt – für manchen überraschend – übrigens auch Sibirien dazu, wo ich schon mehrere CDs einspielte und Konzerte hatte: Krasnoyarsk ist recht genau der geographische Mittelpunkt Asiens und die sibirische Welt mit der unendlichen Fauna und Flora, mit der archaischen Energie des Schamanismus und den heilenden Geistern der Naturmedizin ist der TCM traditionellen chinesischen Medizin und Lebenssicht sehr nahe. SPIRITS OF SIBERIA widmet sich ganz dieser faszinierenden Welt und wird am 13. September in Krasnoyarsk von Reinhold Friedrich (Trompete) beim Festival „Asia – Siberia – Europe“ uraufgeführt werden. Zu Asien gehört auch Syrien, wofür ich das Werk PRAYERS für die arabische Oud und Orgel schrieb. 

      Das uralte chinesische Denken ist zweifellos das Zentrum meiner Asien-Sehnsucht. Viele Werke entstanden aus dieser Mitte: YIN & YANG für den Sheng-Virtuosen WuWei komponiert (mit dem ich nun schon 22 Jahre zusammenarbeite) ist geradezu ein Renner geworden: europäische Estaufführung in Jena am 30. und 31. Januar 2019, dann dort CD-Einspielung im März, dann am 19. Juni mit der Hamburger Camerata, am 23. und 24. Juni mit den Wuppertaler Symphonikern. WuWei spielt auch EARTH & FIRE mit rein chinesischer Orchesterbegleitung am 3. Juli in Singapore mit dem SCO Singapore Chinese Orchestra und geht dann mit dem SCO im September auf Europatournee. Erratischer Block ist die dritte Inszenierung meiner in chinesischer Sprache komponierter Oper MARCO POLO diesmal in Quanzhou ab dem 28. Juni 2019, und eine europäische Erstaufführung (ebenfalls von Muhai Tang dirigiert) im Teatro Felice in Genua ab dem 28. September.

       Am 22. Februar 2019 fand beim Hongkong Arts Festival die Weltpremiere von THE TRAVELS OF MARCO POLO statt. Darauf gab es gleich den nächsten Kompositionsauftrag für ein Doppelkonzert THE DAO OF WATER für Yanqin (das chinesische Hackbrett) und Kanun (das türkische Hackbrett), was am 22. Februar in 2020 Premiere hat. Parallel dazu entsteht eine europäisierte Version für zwei Flöten und westliches Symphonieorchester. Dieses Werk trifft den Kern meiner asiatischen Ausrichtung: im Daiosmus ist „Wasser“ Sinnbild alles Seins. Es ist – wie Laotze stets hervorhob - bescheiden, immer nach unten und nie aufstrebend orientiert, es passt sich an, ist anscheinend sehr schwach… und ist dennoch so stark, dass es Felsen zerstören kann. Diese Nachgiebigkeit als Zeichen von Kraft und Stärke zeichnet auch das Wesen der Shaolin-Mönche aus, die mit Konzentration und gedanklicher Kraft in jeden Kampf und gegenüber der Materie die Oberhand behalten. Ebenfalls vom Wasser inspiriert ist das im Juli als Kompositionsauftrag komponierte Klaviertrio MOON OVER ERQUAN WATERS. Es wird  2020 in Shanghai uraufgeführt und basiert auf einer gleichnamigen chinesischen Melodie, die von nahezu kultischer Bekanntheit weit über China hinaus ist. 

    So läßt sich die Reihe der asiatisch gefärbten Arbeiten leicht fortsetzen. Für das Kaoshiung Chinese Orchestra in Taiwan wird das Werk JI YING um einen Satz erweitert und neu aufgeführt. Es entsteht gerade auch ein Werk HEIWA NO KANE (Bell of Peace) for String Orchestra das 2020 im April in Hiroshima zum Gedenken „75 Jahre Atombombe“ uraufgeführt wird. 

 

Hongkong Arts Festival 2019 with worldpremiere TRAVELS OF MARCO POLO
In Krasnoyarsk - geographic middle point of Asia

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